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Wie die Informatik den Arztbesuch von Kindern und Jugendlichen erleichtern kann

Eine unglückliche Bewegung, ein heftiger Sturz und schon war es geschehen. Ole, 8 Jahre alt, hat sich den Arm gebrochen. Der Unfall ist nun schon ein paar Wochen her, und dem Gips kann er dank vieler Unterschriften von Freundinnen und Freunden mittlerweile auch schon etwas Positives abgewinnen. Vor der heutigen Entfernung der Drähte, die zur Stabilisierung durch die Haut eingebohrt wurden, hat er aber Respekt. Diese Behandlung wird allerdings mit einer Virtual-Reality-Brille unterstützt, zu der die Eltern und Ole gerne ihr Einverständnis geben. Im Behandlungszimmer legt sich Ole auf die Liege, die Assistentin setzt ihm die Virtual-Reality-Brille auf und beginnt mit der Vorbereitung.

Ole schlüpft in die virtuelle Welt bereits in einer anderen Rolle. Hier ist er nicht der Patient in der Kinderchirurgie, sondern ein Angler auf hoher See, der seine Fische vor hungrigen Möwen verteidigt, indem er diese (altersgerecht) mit Wasserballons abwirft. Die Assistentin und seine Eltern lassen Ole aber nicht allein bei seinem Abenteuer. Während die Assistentin ihn auf die Ziehung des Drahtes vorbereitet und seinen Arm desinfiziert, befragen sie ihn über die virtuelle Welt. Die Antworten lassen allerdings einen Moment auf sich warten, da Ole sehr in das Spiel versunken und abgelenkt scheint. Die Ziehung des Drahtes erfolgt durch die Ärztin. In dem Moment kann man beobachten, wie Ole sein Gesicht leicht verzieht und gleich darauf wieder entspannt. Nachdem die Behandlung beendet und Oles Abenteuer als Angler vorbei ist, sagt er: „Das war voll cool. Durch das Spiel hat man das gar nicht so doll gemerkt“.

So wie Ole haben vermutlich viele Kinder und Jugendliche zumindest ein mulmiges Gefühl, wenn ein Arzttermin ansteht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachbereich Informatik der Hochschule Trier und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck erforschen derzeit, ob und wie moderne Technik dabei helfen kann, Ängste abzubauen und Schmerzen zu lindern. Virtual Reality, also das Abtauchen in computergenerierte Welten mithilfe von speziellen Brillen, die die unmittelbare Umgebung weitestgehend ausblenden, ist hier ein vielsprechender Ansatz. Das Erlebnis ist dabei nicht ansatzweise mit dem Betrachten eines gewöhnlichen Bildschirms zu vergleichen, sondern zielt darauf ab, in einer dreidimensionalen Umgebung möglichst viele Sinne anzusprechen.

Damit die Potenziale von Virtual Reality zunächst in der Lübecker Klinik für Kinderchirurgie und darüber hinaus zum Tragen kommen können, ist es wichtig, altersgerechte Lösungen zu entwickeln und die Abläufe im klinischen Alltag zu verstehen. Hierzu waren die Trierer Informatiker mehrmals bei den eingangs erwähnten K-Draht-Entfernungen dabei und haben sowohl die medizinischen Fachkräfte als auch die Kinder und Jugendlichen befragt. Prof. Tilo Mentler, der die Studie von Trierer Seite begleitet, betont: „Virtual Reality ermöglicht, wie viele andere Bausteine moderner Informatik auch, innovative Lösungen zu entwickeln, die den Alltag von Menschen aller Altersgruppen unterstützen und erleichtern. Dies setzt aber voraus, dass man mit den späteren Nutzenden, hier den jugendlichen Patienten, sowie anderen Beteiligten, wie z.B. dem Klinikpersonal, zusammenarbeitet. Technische Lösungen müssen immer in ihrem sozialen Kontext betrachtet werden.“

Bis die Studienergebnisse vorliegen, wird, auch aufgrund der aktuellen Situation, noch etwas Zeit vergehen, aber die Trierer Informatiker sind aufgrund ihrer Beobachtungen optimistisch, dass nicht nur Ole Virtual Reality im Krankenhaus positiv beurteilt.

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