Spannende Vorträge bei der 16. Nacht der Wissenschaft
Der Umwelt-Campus Birkenfeld veranstaltete am 13.11.2019 die 16. Nacht der Wissenschaft mit Kurzvorträgen von Professoren aus ihren aktuellen Forschungsthemen. Die im September neu berufene Präsidentin der Hochschule Trier Prof. Dr. Dorit Schumann begrüßte die Gäste an diesem Abend und nutze die Gelegenheit sich den fast 150 Gästen aus der Region und aus Politik und Wirtschaft vorzustellen. Zudem ging Frau Schumann auf die Bedeutung der Vernetzung von Wissenschaft und Praxis in der Region ein und hob die Wichtigkeit des Hochschulstandortes in der Zeit von „Fridays for Future“ und dem Klimaschutz hervor: „Einen Umwelt-Campus zu haben finde ich ganz hervorragend. Denn einen Campus, der die Themen die heute interessieren und die diskutiert werden behandelt, diesen gibt es schon. Er muss nicht erst gebaut oder gefunden werden.“
Prof. Dr. Stefan Diemer startete mit seinem Vortrag „Internationales Marketing - Von der Pizza-Relativität zur Instastory“. Marketing erfordert über Grenzen hinweg eine Anpassung an die jeweiligen Kontexte und kulturellen Besonderheiten Herr Diemer erläuterte die Thematik anhand der Lieblingspizza. Wie sieht diese aus? Das Konzept der Pizza ist auf der ganzen Welt bekannt. Allerdings gibt es regionale Unterschiede und in jedem Land sieht die Lieblingspizza verschieden aus. In einigen Ländern wird z. B. eine Pizza Hawaii als keine richtige Pizza angesehen oder auch eine Schoko-Pizza wird nur vereinzelt akzeptiert. Innerhalb seiner Forschung beobachtet er zusammen mit seinem Team, wie ein globales Produkt für den regionalen Markt angepasst wird und wie unterschiedliche Social Media Plattformen zielgruppenorientiert eingesetzt werden, um dem „heiligen Gral“ des Marketings, nämlich der Weiterempfehlung, näher zu kommen.
Prof. Dr.-Ing. Guido Dartmann sprach anschließend zum Thema „Künstliche Intelligenz für klinische Entscheidungsunterstützung“. Die Menge an Daten in Krankenhäusern wächst rasant. Inzwischen verwendet das klinische Personal einen großen Anteil der Arbeitszeit zur Dokumentation. Um diesem Problem entgegenzuwirken ist die Idee entstanden, eine künstliche Intelligenz (KI) mit Sprachsteuerung und Fachwissen, sozusagen eine KI mit „Doktortitel“, zur Entscheidungsunterstützung zu entwickeln. Ein KI kann Auffälligkeiten oder Muster in großen Datenmengen erkennen, sie kann wie ein Assistent genutzt werden und damit die Arbeitsbelastung von Intensivmedizinern deutlich reduzieren, so dass mehr Zeit für die Patienten zur Verfügung steht. Der erste Prototyp der sprachgesteuerten KI mit dem Namen „MONA“ wird noch im Jahr 2019 auf der MEDICA-Messe in Düsseldorf vorgestellt.
Einen Einblick in seine Forschungsaktivitäten „Bush to Value: Ländliche Bioökonomie auf der Basis von Problembiomasse als Entwicklungschance für ein ganzes Land“ gab Herr Prof. Dr. Peter Heck, Leiter des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS). Namibia - eigentlich ein Savannenland – hat ein sogenanntes „Verbuschungsproblem“. Dies führt zu extrem negativen Folgen für die Landwirtschaft, den (Öko)Tourismus, die Wasserverfügbarkeit und die Biodiversität. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und die wichtige Frage ist: Wie kann die Ernte der Biomasse – also die Buschernte – wirtschaftlich gestaltet werden? Namibia wird vor fast unlösbare Probleme gestellt, denn nur ein Bruchteil der Biomasse könnte innerhalb Afrikas sinnvoll genutzt werden, denn die Kosten für Solar- und Windenergie sind geringer. Das IfaS arbeitet an Lösungen um die Biomasse in neuen Biomasseindustrieparks zu verarbeiten und die Produkte in andere Länder, z. B. auch nach Deutschland als Ersatz zur Braunkohle, zu exportieren.
Prof. Dr. Stefan Stoll referierte abschließend zum Thema Optimierung von Umweltmanagementmaßnahmen für Biodiversität und Ökosystemleistungen. Die Biodiversität ist akut bedroht und die Forschung in diesem Bereich hat zum Ziel, Möglichkeiten zu schaffen um die Biodiversität sowie die Ökosystemleistungen zu erhalten bzw. zu verbessern. In der Arbeitsgruppe "Interdisziplinärer Umweltschutz" wird z. B. Renaturierungsforschung anhand Social Media betrieben. Anhand von Bilder die in sozialen Medien veröffentlicht wurden, kann abgeleitet werden, wie Menschen mit und in renaturierten Ökosystemen interagieren. In einem weiteren Projekt kümmert sich Herr Stoll mit seinem Team um die Wiederansiedlung des Maifisches im Rhein. Hierbei wurde ein Verfahren entwickelt um Laichgebiete ausfindig zu machen. Aufgrund schwieriger Umstände wie unzugängliches Gewässer und Nachtaktivität funktioniert das über typische Geräusche der Maifische mit sogenannten Soundboxen. 2017 wurde hierbei der erste Laichplatz gefunden.
Weitere wichtige Forschungsfragen sind die nach der Größe der Population und der Wanderrouten über den Rhein in die Nordsee, die mithilfe der Gehörknochen der Maifische beantwortet werden können.
Im Anschluss an die Vorträge fand ein reger Austausch in lockerer Atmosphäre zwischen den Gästen aus Politik und Wirtschaft, Freunden und Förderern sowie allen Forschungsinteressierten statt.
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