1. Wie, über welchen Weg sind Sie zu einer Tandem-Professur an der Hochschule Trier gekommen?
Ich habe meinen Bachelor und Master in Englisch mit den Schwerpunkten Sprach- und Kulturwissenschaften und in Interkultureller Kommunikation an der Universität des Saarlandes absolviert. Da ich bereits während meines Studiums als studentische Hilfskraft, dann als wissenschaftliche Hilfskraft und Lehrbeauftragte tätig war und im letzten Masterjahr eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin bekommen hatte, konnte ich damals bereits Einblick in die Hochschullehre gewinnen. Gleichzeitig war ich aufgrund dieser Tätigkeiten auch in ein Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Englische Sprachwissenschaft der Universität des Saarlandes zu interkulturellen Skype-Gesprächen involviert und konnte aktiv an der Forschung mitwirken. Da ich beide Bereiche – Forschung und Lehre – sehr spannend fand, entschloss ich mich, in dem damaligen Forschungsprojekt an der Schnittstelle zwischen Englischer Sprachwissenschaft und Interkultureller Kommunikation zu promovieren und im universitären Kontext weiterzuarbeiten.
Als mein Doktorvater, Prof. Dr. Stefan Diemer, 2016 eine Professur am Umwelt-Campus Birkenfeld bekam, war meine Stelle an der Universität des Saarlandes gerade ausgelaufen. Als dann eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Unterstützung seiner Professur am Umwelt-Campus ausgeschrieben wurde, habe ich mich direkt darauf beworben und die Stelle auch bekommen. So habe ich dann den Umwelt-Campus und das Hochschulumfeld zum ersten Mal kennengelernt. Damals habe ich erkannt, dass ich sehr viel Spaß an der stärker praxisorientierten Forschung und Lehre an der Hochschule hatte. Gegen Ende meiner Promotion wechselte ich dann auf eine ganze Stelle und war zweieinhalb Jahre lang Projektmanagerin im PROFI Projekt für geflüchtete Akademiker*innen. Ich habe die konkreten Projektinhalte und Abläufe damals ganz neu konzipiert und koordiniert.
Durch meine Arbeit am Umwelt-Campus Birkenfeld habe ich gesehen, wie relevant der Nachhaltigkeitsgedanke ist und dass jede Fachrichtung einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Damals habe ich begonnen, Nachhaltigkeit und Kommunikation zusammen zu denken. Als ich dann gerade im Publikationsprozess meiner Dissertation steckte, wurde die Tandem-Professur für Nachhaltigkeitskommunikation ausgeschrieben. Ich habe mich sofort beworben, da hier genau die Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Kommunikation im Fokus der wissenschaftlichen Tätigkeit stand, die mich so gepackt hatte. Gleichzeitig war auch die praxisorientierte konzeptionelle Arbeit, die ich durch meine Tätigkeit als Projektmanagerin schätzen gelernt hatte, gefragt.
2. Was gefällt Ihnen an der Tandem-Professur?
Mir gefällt es, Synergien zwischen beiden Welten, das heißt zwischen Lehre und Forschung einerseits und Praxis andererseits zu schaffen. Es ist sehr abwechslungsreich und ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit etwas bewirken kann. Meine Forschung wähle ich meist auch mit Blick auf mögliche Anwendungsmöglichkeiten in der Lehre und an der Europäischen Akademie – umgekehrt beeinflussen auch Fragestellungen aus dem Unternehmen meine Forschung und tragen dazu bei, dass ich mich in Forschung und Lehre breiter aufstellen kann. Es gibt so viele spannende Aspekte und Synergiemöglichkeiten, dass es manchmal schwerfällt, sich auf nur ein Element zu beschränken. Aktuell arbeite ich daher an mehreren Projekten gleichzeitig, die synergetisch gestaltet und für beide Arbeitgeber von Interesse sind.
Ich finde die Arbeit mit Studierenden und die unterschiedlichen Kurse, dich ich unterrichte sehr spannend. Es ist eine Herausforderung, aber gleichzeitig macht es auch Spaß, neue Kurse zu konzipieren und neue Lehr-Formate zu testen. Ich versuche immer, meine Lehre so interessant und interaktiv und gleichzeitig so praxisorientiert wie möglich zu gestalten. Ich konnte bereits mehrfach Praxiselemente von meiner Arbeit an der Europäischen Akademie in meine Lehre einfließen lassen, um den Studierenden einen Einblick in reale Fragestellungen zu geben. Einmal war das eine Fallstudie, wo Studierende ein „Mini-Consulting“ für einen Partner der Europäischen Akademie durchführen konnten. Ein anderes Mal konnte ich ein gesamtes Studierenden-Projekt gemeinsam mit und für die Europäische Akademie durchführen. Die Studierenden hatten da die Möglichkeit, ein Escape Game zum Thema Nachhaltigkeitsziele und Klimagerechtigkeit für die Europäische Akademie zu entwickeln.
Zum Glück kannte ich mich am Umwelt-Campus dank meiner jahrelangen Tätigkeit dort bereits recht gut aus und konnte auch auf langjährige Lehrerfahrung zurückgreifen. Daher konnte ich mich zu Beginn etwas stärker der Einarbeitung in den Arbeitsalltag an der Europäischen Akademie Otzenhausen widmen. Es war am Anfang eine große Herausforderung, mich in den komplexen Abläufen und Strukturen zurechtzufinden; vor allem, weil ich dort ein ganz neues Geschäftsfeld aufbauen sollte, sodass ich nicht auf vorhandenes Wissen zurückgreifen konnte. Gleichzeitig ist es sehr spannend und eine großartige Erfahrung, wenn man wirklich einen neuen Bereich für das Unternehmen mitentwickeln kann.
3. Wem würden Sie eine Tandem-Professur empfehlen? Haben Sie noch Tipps für Menschen, die sich auf eine ausgeschriebene Tandem-Professur bewerben möchten?
Ich würde eine Tandem-Professur vor allem Personen empfehlen, die gerne lehren, die praxisorientiert forschen möchten, und die direkte Einblicke in einen Unternehmenskontext erlangen möchten. Eine Balance zwischen den beiden Welten zu finden ist eine sehr große Herausforderung, da muss man manchmal den eigenen Perfektionismus auch etwas zurückschrauben und Mut zur Lücke beweisen, bis man sich wieder offene Zeiträume verschafft hat. Gezielt nach Synergien zu suchen, selbst wenn man zwischen zwei sehr unterschiedlichen Stühlen sitzt, erfordert manchmal Durchhaltevermögen und einen langen Atem, denn die Strukturen beider Arbeitgeber sind (noch) nicht unbedingt auf dieses neue Stellenprofil vorbereitet. Von Vorteil für eine Tandem-Professur sind außerdem sehr gute Zeitmanagement-Fähigkeiten, Organisations- und Kommunikationsgeschick wie auch Kreativität und die Fähigkeit – wie man auf Englisch so schön sagt – zum „Thinking outside the box.“
Das Interview führte Louise Gubanski
Sie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier