Was hat Sie dazu bewogen, ein International Researchers’ Sabbatical an der Fachhochschule Trier zu machen?
Ich hatte bereits vor eineinhalb Jahren an der Fachhochschule Trier gelehrt, dank des DAAD. Es war eine wunderbare Erfahrung, bei der ich so viele gute Kontakte knüpfen konnte, dass ich eingeladen wurde, wiederzukommen, diesmal über das House of Professors. Ich habe zugesagt, weil die Möglichkeit, diese interkulturelle Erfahrung zu machen, für mich fantastisch ist.
Es ist faszinierend, in verschiedenen Kulturen zu unterrichten, und das macht mir sehr viel Spaß. Die Studierenden sind unterschiedlich und verhalten sich in jedem Land anders. Das ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme. Ich unterrichte hauptsächlich auf Englisch und Spanisch.
Ich betrachte mich als Weltbürger. Ich habe deutsche Wurzeln, bin aber in Peru geboren und aufgewachsen. Zurzeit lebe ich mit meiner italienischen Frau in Rom, Italien. Im Laufe meines Lebens habe ich in vielen Ländern der Welt unterrichtet: in Peru, meinem Heimatland, aber auch in Frankreich, in Deutschland, in Chile, in Kolumbien, in den USA, in Schweden und in Spanien.
Während meines viermonatigen Sabbaticals in Trier habe ich zwei Lehrveranstaltungen angeboten. In dem Kurs „Smart Marketing for Entrepreneurs“ mussten die Studierenden ihre eigene Idee für ein unternehmerisches Projekt entwickeln und dann ihr Konzept im Team durch alle Marketingstufen hindurch ausarbeiten. Am Ende haben sie eine Präsentation gehalten.
Die zweite Lehrveranstaltung, „Marketing planning for Small Businesses“, hatte eine soziale Komponente. Die Studierenden mussten ein kleines lokales Unternehmen in Trier auswählen und als Berater*innen unter meiner Aufsicht einen Marketingplan für dieses Unternehmen entwickeln. Sie mussten einen „Kunden“ finden und sich bereit erklären, sich wöchentlich mit ihm/ihr zu treffen und wöchentliche Aufgaben (Berichte) über den Marketingplan zu erstellen. Ich gab ihnen während des gesamten Semesters wöchentliches Feedback. Am Ende mussten sie ihre Arbeit vor dem Geschäftsinhaber, dem Dekan, Prof. Dr. Udo Burchard und mir präsentieren. Es war eine echte Win-Win-Situation: Die Studierende sammelten Erfahrungen und die örtlichen Unternehmen erhielten kostenlose Marketinghilfe.
Was mich schließlich hierhergebracht hat, ist, dass ich während des Sabbaticals weiter an meiner Forschung arbeiten kann. Ich bin gerade dabei, zwei Arbeiten abzuschließen. Die eine handelt vom Informationskonsum auf Twitter in Zeiten des Russland-Ukraine-Krieges. Die andere Arbeit untersucht Werbung und Öko-Labels als Einflussfaktoren für die Einstellung und das Bewusstsein von Öko-Verbrauchern.
Was gefällt Ihnen besonders gut an der Hochschule Trier und an Ihrem International Researchers’ Sabbatical?
Ich finde den Campus sehr schön. Seine privilegierte Lage mitten im Wald, oben auf dem Hügel, macht ihn grün. Ich war schon auf vielen Campus in der ganzen Welt, aber so einen Campus habe ich noch nie gesehen. Es ist auch bemerkenswert, dass der Campus so nah an der Mosel liegt und dass man von der Hochschule aus einen so schönen Blick auf den Fluss hat. Auch die Innenstadt von Trier gefällt mir sehr gut: Manchmal erinnert sie mich an Rom mit all seinen römischen Ruinen.
Außerdem wurde ich vom Fachbereich Wirtschaft sehr herzlich aufgenommen. Die Atmosphäre ist friedlich und ruhig für jemanden, der lehren und forschen will. Meine Kolleg*innen waren freundlich und immer bereit, mir zu helfen. Sie konnten alle sehr gut Englisch sprechen. Besonders dankbar bin ich Prof. Dr. Udo Burchard, der mir die Möglichkeit gab, zum zweiten Mal nach Trier zu kommen.
Die interkulturelle Erfahrung, die Lage der Hochschule und die professionelle Atmosphäre sind die Hauptgründe, warum ich hierhergekommen bin.
Wem würden Sie ein International Researchers’ Sabbatical empfehlen? Haben Sie Tipps für andere, die das Gleiche tun möchten?
Ich würde ein International Researchers' Sabbatical in Trier jedem empfehlen, der im Ausland in einer freundlichen Atmosphäre lehren und forschen möchte. Ich habe auch die deutschen Studierenden als sehr respektvoll erlebt, und es war sehr bereichernd, sie zu unterrichten.
Es ist wichtig, Englisch zu sprechen, und idealerweise wären ein paar Deutschkenntnisse sehr hilfreich. Ich kann nur ein paar Worte Deutsch, zum Glück sprechen die meisten Leute hier Englisch. Selbst diejenigen, die sagten, dass sie nicht gut Englisch sprechen, konnten sich mit mir verständigen, und das ist schließlich das Wichtigste.
Natürlich muss man auch bereit sein, eine andere Kultur zu erleben. Ich denke, dass es sehr wertvoll ist, ein anderes Lehrumfeld zu erleben. Man muss aufgeschlossen und vielseitig sein und sich auf eine andere Kultur einstellen können. Es gibt ein altes Sprichwort: „In Rom tut man, was die Römer tun“. Interkulturalität sollte eine Brücke sein und nicht ein Schock.
Die Tatsache, dass Studierende sehen, dass Professor*innen sich anders verhalten, weil sie aus Italien, Peru, Frankreich usw. kommen, erweitert ihre Perspektive und motiviert sie hoffentlich, ein Semester ihres Studiums in einem anderen Teil der Welt zu verbringen. Es ist eine Win-Win-Situation für die Studierenden, den Fachbereich und die Hochschule. Ich hoffe, dass das Angebot des House of Professors noch viele Jahre fortgesetzt werden kann. Ich freue mich darauf, in naher Zukunft wiederzukommen.
Das Interview führte Louise Gubanski
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