Möchte man sich den Ansätzen der ModedesignerInnen der Hochschule Trier nähern, muss man zunächst einmal aufhören, Mode als ein Oberflächenphänomen zu verstehen. Gesellschaftliche Strömungen finden sich im Ausdrucksverlangen der kreativen Köpfe wieder. Das offenbarte sich vergangenen Mittwoch im Schloss Burg Namedy am Mittelrhein, als die Nachwuchstalente aus Trier ihre vielfältigen Kollektionen etwa 150 Vertretern aus Handel, Politik und Kreativen als Inspiration präsentierten.
Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz lud unter dem Motto „designorientiert.handeln – Die Kunst der Inszenierung“ zum 5. Handelssymposium ein. Staatssekretärin Daniela Schmitt benennt in dem Zusammenhang die Fachrichtung Modedesign exemplarisch für das Innovationspotential des Landes Rheinland-Pfalz.
Es ertönt klassische Musik und Modedesignstudentinnen in weißen Kimonos betreten den Laufsteg. Sie tragen Zeichenblöcke unter den Armen und werden in den nächsten 35 Minuten freihandzeichnen, während sie sich von der Modenschau, von der Musik und der Atmosphäre inspirieren lassen. Es ist erstaunlich, was sie mit einem Blatt Papier, ein paar Stiften und ein paar Minuten Zeit alles einfangen. Ein paar Striche und Konturen zeichnen sich ab, ein paar Schattierungen bestimmen den Faltenwurf, ein paar Akzente machen den Feinschliff aus. Die Farben geben Einblick in die Fantasie der Designer. Ein lebendiges Bild ist entstanden. Es ist der Entwurf eines blauen Poncho-ähnlichen Überwurfs. Während sie malen, laufen Models durch den Spiegelsaal der Burg Namedy und präsentieren die innovativen Modekollektionen.
Die Kunst der Inszenierung ist hier keine bloße Floskel, sie wird mit spürbarer Hingabe gelebt. Das sei die Grundlage für Mode, meint Dirk Wolfes, Professor der Hochschule Trier, und am Ende sei das auch die Basis für den Handel. „Emotionalität und Passion gehören zur Arbeit“, sagt er. Es brauche absolute Leidenschaft. Teilweise stecken über 300 Stunden Arbeit in den Kollektionen. Er sei fasziniert davon, wie sehr die Studierenden bei der Sache sind. Inszeniert und organisiert wurde die Modenschau von Elvira Kempf, Lehrbeauftragte am Campus Gestaltung. Zusammen mit den Studierenden der Fachrichtung Modedesign und des Fachbereichs Gestaltung hat sie dieses einmalige Mode-Event realisiert.
Die gezeigten Kollektionen reichen von eleganten Businessroben, über Hochzeitsmode, bis hin zu lang-wallenden buntgestreiften Strickkleidern, drapiert mit gelben Regenjacken. Die älteste Schuhfabrik Europas – Peter Kaiser Schuhe aus Pirmasens – ergänzte als Sponsor die Outfits mit passenden Schuhen. Die Vielfalt der gezeigten Arbeiten demonstriert die Individualität der angehenden Modeschöpfer. Mode kann nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist ein Konglomerat aus Kleidung, Emotionen, Trends, Erlebnissen und Bindung. Das macht das Thema reizvoll und spannend.
„Ich finde die Arbeit der jungen Designerinnen und Designer toll“, sagt Hausherrin und Gastgeberin Prinzessin Heide von Hohenzollern. „Die haben noch einen freien Geist und sind noch nicht in so enge Bahnen gedrängt.“ Die Verbindung zwischen der Hochschule und dem Schloss Namedy ist eng, es wurden bereits einige Projekte zusammen realisiert. Dirk Wolfes teilt ihre Meinung. „Designer sind die Zukunft: Sie verstehen es bereits jetzt, den Spagat zwischen Traditionellem und Zukünftigem in ihrem individuellen Ausdruck zu vernetzen.“
Sie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier