Hallo Herr Zellner. Im Namen der Fachrichtung Gebäude-, Versorgungs- und Energietechnik (GVE) gratulieren wir Ihnen ganz herzlich zu Ihrer Auszeichnung! Verraten Sie uns, was Ihnen durch den Kopf gegangen ist als Sie von der Auszeichnung erfahren haben?
Zellner: Die erste Reaktion auf den Anruf aus dem Wissenschaftsministerium war irgendwie ein freudiger Schreck und dann die Frage: Wie komme ich zu dieser Ehre? Wer hat sich die Mühe gemacht, das dafür erforderliche Verfahren anzupacken und zum Erfolg zu führen? Es waren meine früheren Vorstandskollegen im hlb Rheinland-Pfalz und hier vor allem mein Nachfolger als Landesvorsitzender, Prof. Dr. Werner Müller-Geib.
Sie waren 16 Jahre lang Landesvorsitzender des hlb Rheinland-Pfalz. Dabei haben Sie maßgeblich die Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Trier mitentwickelt und bei neuen Entwürfen des Hochschulgesetzes sowie bei der Verbesserung der Lehrerverpflichtungsverordnung mitgewirkt. Welche Hürden und Erfolge sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Zellner: Der Hochschullehrerbund als Berufsverband der Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen vertritt in der Hochschulpolitik die Interessen der Fachhochschulen als Wirkungsstätten der Professorinnen und Professoren. Bei meinem Amtsantritt als hlb-Landesvorsitzender im Jahr 2000 waren die Fachhochschulen nach knapp 30 Jahren durchaus schon ein Schwergewicht in der Hochschullandschaft. Trotzdem waren sie im Vergleich zu den Universitäten deutlich weniger gut ausgestattet und die Professorinnen und Professoren weitgehend Einzelkämpfer in ihren Professuren – und dies auch noch bei einem meist sehr breiten Fächerspektrum sowie einer sehr hohen Lehrverpflichtung von 18 Semesterwochenstunden (SWS).
Es war mir immer wichtig, die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungstragenden für das Potenzial der Fachhochschulen zu sensibilisieren. Als große Hürde hierbei zeigte sich, dass die allermeisten Entscheidungstragenden in Politik und Wirtschaft an Universitäten studiert hatten und sie damit kaum eigene Erfahrungen mit dem Hochschultyp Fachhochschule hatten, dafür umso mehr gute Kontakte zu Universitäten. Mit der Zunahme der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten an den Fachhochschulen wurde deutlich, dass diese Aktivitäten die Professorinnen und Professoren vor sehr große Herausforderungen stellen, die ohne personelle Unterstützung kaum oder gar nicht zu bewältigen waren. Hier musste gegenüber der Politik vor allem aufgezeigt werden, dass die Forschung an Universitäten ganz überwiegend von Doktorandinnen und Doktoranden unter Anleitung durch ihre Doktormütter und Doktorväter geleistet wird.
Als kleinen Erfolg sehe ich, dass sich die personelle und sachliche Ausstattung der Fachhochschulen in Rheinland-Pfalz stetig verbessert hat – wenn auch nur in kleinen Schritten.
Bevor Sie Landesvorsitzender des hlb wurden, waren Sie Gründungspräsident der Hochschule Trier (1996-1998). Welchen Herausforderungen sind Sie damals begegnet?
Zellner: Die Umgründung der Abteilung Trier zu einer eigenständigen Hochschule gestaltete sich doch weit schwieriger als erwartet. Ich habe erst dabei erkannt, wie bequem es davor war, vielfältige kniffelige Hochschulangelegenheiten nicht alleine lösen zu müssen, sondern so manches Problem als Abteilungsdekan „nach oben“, d. h. an die Leitung der Fachhochschule Rheinland-Pfalz, „delegieren“ zu können. Zudem hat uns das Ministerium schon auch fühlen lassen, dass man von der Zerlegung der Landesfachhochschule nicht begeistert war. Auch die Kooperation mit den „Machern“ am Umweltcampus war von Konflikten geprägt.
Es war eine spannende aber auch oft sehr anstrengende Zeit, an die ich mich doch gerne zurück erinnere, da ich an meiner Seite einen sehr erfahrenen Partner hatte: Prof. Rolf Müller vom Fachbereich Edelstein- und Schmuckdesign, der als früherer Vizepräsident der Fachhochschule Rheinland-Pfalz, die Aufgaben des Gründungsvizepräsidenten übernommen hatte.
Als Professor und Dekan des damaligen Fachbereiches VEL (Versorgungstechnik, Energietechnik, Lebensmitteltechnik) haben Sie sehr zur erfolgreichen Entwicklung unserer heutigen Fachrichtung GVE beigetragen. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen
Zellner: Erwartungsgemäß waren die Fächerkulturen in der Lebensmitteltechnik und in der Versorgungstechnik schon unterschiedlich. So habe ich mich sehr gefreut, dass ich als Gründungsdekan des Fachbereiches VEL keinerlei Konflikte zwischen den beiden Fachrichtungen ausräumen musste. Die „Vernunftheirat“ hat zu einem guten Miteinander geführt. Daran erinnere ich mich gerne.
Mit Ihrer freundlichen, offenen Art und Ihrem fundierten Fachwissen waren Sie für unsere Fachrichtung stets eine Inspiration. Welche Personen inspirieren Sie besonders und warum?
Zellner: Hier muss ich leider passen. Ich war nie bestrebt, Vorbildern nachzueifern. Geprägt wurde ich natürlich von meinen Eltern und Lehrern, von den Bordgemeinschaften während knapp fünf Jahren Seefahrt bei der Bundesmarine, von meinem Doktorvater und meinen Kollegen am Institut für Technische Thermodynamik der Universität Karlsruhe sowie meinen Chefs und Kollegen bei der Badenwerk AG. Gegenüber Inspirationen im Sinne von Anregungen war und bin ich immer offen – und dies unabhängig von ihren Urhebern.
Vor 30 Jahren (1991) wurden Sie auf die Professur für Abfallverfahrenstechnik an die Hochschule Trier (damals Fachhochschule Rheinland-Pfalz) berufen und leben seither in Trier. Was macht die Stadt für Sie besonders lebenswert?
Zellner: Na ja, Trier liegt schon etwas abseits und auch abgehängt (Bahnverbindungen!). Als Wohnort selbst bietet die kleine Großstadt jedoch eine ordentliche Lebensqualität. Gerade zum Wandern und Radfahren ist die nähere und auch etwas weitere Umgebung sehr attraktiv. Beruflich habe ich die Randlage Triers durch enge Kontakte nach Luxemburg nicht so störend empfunden.
Die Hochschule feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Gibt es etwas, das sie ihr für die nächsten 50 Jahre mit auf den Weg geben möchten?
Zellner: Aus meiner Sicht sollte eine Hochschule eine Verantwortungsgemeinschaft ihrer Mitglieder sein, ein ergebnisorientiertes demokratisches Gemeinwesen. Diese Zielsetzung halte ich für besonders wichtig, gerade weil es ja durchaus Bestrebungen gibt, Hochschulen wie Unternehmen zu organisieren. Dabei wird meines Erachtens ausgeblendet, dass die Absolventinnen und Absolventen nicht nur als kompetente Fach- und Führungskräfte gebraucht werden, sondern auch als überzeugte Demokratinnen und Demokraten.
Vielen Dank, Herr Zellner, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben!
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