Autonomes Fahren wird uns oft damit schmackhaft gemacht, dass wir die Zeit im Fahrzeug für Wellness und Entspannung nutzen können. Monitore, Liegesitze, Ambientebeleuchtung – all das hat längst Einzug in die neuen Fahrzeugkonzepte führender Automobilhersteller gehalten. Hochautomatisierte Systeme, wie sie schon heute in Fahrzeugen z.B. von Tesla angepriesen werden, drängen aktuell auf den weltweiten Automarkt.
Doch würden wir wirklich die ganze Zeit im Auto für Wellness nutzen, bzw. würde uns diese Zeit wirklich von unseren Arbeitgebern gegeben? Wir sollten ganz realistisch wohl eher davon ausgehen, dass uns diese Systeme nur noch mehr Zeit zum Arbeiten geben, wir also simultane Fahr- und Arbeitsaktivitäten erleben werden. Hierbei kommt es zu ganz neuen Anforderungen an die Innenraumgestaltung der Fahrzeuge, denn wir müssen bei der Anordnung der Monitore und Bedienelemente die notwendigen Lageänderungen und Relativbewegung unseres Kopfes relativ zum Fahrzeug berücksichtigen, wenn die „Sensibelchen“ unter uns nicht in kürzester Zeit Reiseübelkeit verspüren wollen (die man wissenschaftlich Kinetose nennt). Interessant ist dabei, dass wir in Forschungsarbeiten herausgefunden haben, dass aber auch bei den „Harten“, denen die Relativbewegung oberflächlich gar nichts ausmacht, die kognitive Leistungsfähigkeit abnimmt, diese wird also bei kinetogener Stimulanz unabhängig von dem Auftreten von Symptomen reduziert.
Intensives und anspruchsvolles Arbeiten an digitalen Bedienelementen während der Fahrt kannten wir schon vorher vom militärischen Einsatz, da gehört es zum Alltag unserer Soldaten. Wobei die Umgebungsbedingungen im Vergleich zum zivilen Sektor schon noch signifikante Unterschiede aufweisen: die Sicht nach draußen ist bei gepanzerten Landfahrzeugen stark eingeschränkt (wobei – sind da so manche Coupés mit ihren „Sehschlitzen“ wirklich besser?). Zudem können die mechanischen Schwingungsbelastungen sowie die klimatischen und akustischen Bedingungen im Einsatzbetrieb der Bundeswehr weit oberhalb der Zustände in der zivilen Welt liegen.
Ein interdisziplinäres Team aus Fachrichtungen der Medizin, der Psychologie und der Ingenieurwissenschaften hat sich daher zur Aufgabe gemacht, die Auswirkungen kinetogen stimulierender Einflussgrößen wie Schwingungen, Schall, Ergonomie und Temperatur quantifizierbar zu erfassen. So wollen wir technische Anforderungen für Fahrzeuge ableiten, die den Erhalt der Leistungsfähigkeit der Passagiere gewährleisten.
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