Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit wurde die Rekonstruktion eines römischen Handelsschiffes im Rahmen einer feierlichen Taufe durch die Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit nun offiziellem Namen "Bissula" seiner weiteren wissenschaftlichen Mission übergeben.
In dem gemeinsamen interdisziplinären Forschungsprojekt der Universität Trier und der Hochschule Trier, gefördert von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) sollen das Potential und die Intensität des römischen Seehandels unter besonderer Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit eines rekonstruierten seegängigen Handelsschiffes untersucht werden.
Dieses DFG-Projekt ist eine wissenschaftliche Kooperationsprojekt von Prof. Dr. Christoph Schäfer, Alte Geschichte der Universität Trier und Akad.Rat Michael Hoffmann, Fachbereich Technik der Hochschule Trier und in der Zusammenarbeit mit zahlreichen Institutionen und Firmen in Trier und der Region zugleich ein herausragendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der Wissenschaftsallianz Trier.
Im Labor für Digitale Produktentwicklung und Fertigung (LDPF) an der Hochschule Trier wurde auf der Grundlage der Risszeichnungen von Dr. Ronald Bockius vom Museum für Antike Schifffahrt in Mainz eine digitale 3D-Rekonstruktion des Schiffes erstellt. Dabei wurden modernste Technologien, Software und Methoden eingesetzt, die sowohl in der Lehre und Forschung an der Hochschule, aber auch von Entwicklern der modernen Automobil, Schiff- und Luftfahrtindustrie einsetzt werden. Die Kooperation ist im übrigen bereits erprobt, denn eine erste Zusammenarbeit mit Christoph Schäfer gab es bereits in einer sehr erfolgreichen Untersuchung aus den Jahren 2013/2014 zu einem römischen Patrouillenschiff, der »Lusoria Rhenana« aus dem 4./5. Jh.n.Chr.
Soweit möglich wurden Teile des Projektes und Problemstellungen im Rahmen projektbasierter Lehre mit den Studierenden eingebunden. Anspruchsvollere Teilaufgaben wurden von studentischen bzw. wissenschaftlichen Projektmitarbeitern übernommen. Hier fand ein außerordentlich motiviertes disziplinübergreifendes Team zusammen, sicherlich nicht zuletzt aufgrund des sehr spannenden und greifbaren Projektthemas.
Die strukturierte 3D-Rekonstruktion selbst war ein iterativer Prozess und somit bereits in den zahlreichen Gesprächen mit den Geschichtswissenschaftlern ein sehr gutes Hilfsmittel bei der Diskussion und Interpretation der Befunddaten bis zur endgültigen exakten Beschreibung des 3D-Modells und im anschließenden konkreten Schiffbau.
Das dabei entstandene 3D-Modell war Grundlage, z.B. für 3D-Druck Modelle, für die nachfolgenden Berechnungen, nummerischen Simulationen zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Schiffes und zahlreiche Praxistests zum Einsatz von Virtual Reality Techniken in zahlreichen Phasen des Projektes.
Wie wir sicher bereits im aktuellen Projektstand unter Beweis stellen, treiben neue digitale Technologien natürlich auch historische Fragestellungen voran.
Sicher wird man nicht tausende Schiffswraks 1:1 im Nachbau rekonstruieren können. Digitale 3D-Rekonstruktionen und abgesicherte rechnerunterstützte Simulationen können hier sicher eine echte Bereicherung sein. Dies betrifft im Übrigen nicht nur die wissenschaftliche Arbeit, sondern auch die Präsentation und in dem Zusammenhang auch das Thema Museumspädagogik. Mit gut dosierten Technologien wie der 3D-Visualisierung und Virtual- und Augmented Reality Technologien lassen sich komplexe Sachverhalte auch in den Museen besser transportieren und erlebbar machen.
Ein Projekt wie dieses wäre nicht möglich ohne die großzügige Unterstützung der Nikolaus Koch Stiftung, die über viele Jahre einen großen Anteil an dem stetigen Ausbau einer hochwertigen und nachhaltigen Ausstattung im LDPF unterstützt hat.
Gespannt erwarten wir nun die Ergebnisse aus den Messfahrten am realen Modell, um diese Daten mit unseren Simulationsergebnisse zu vergleichen. In diesem Projektschritt wird die Hochschulkooperation weiter intensiviert, denn diese Versuche betreut Prof. Dr. Karl Hofmann von Kap-herr, ein weiterer Kollege aus dem Fachbereich Technik.
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