Hochschule Trier

Drei Fragen an Frau Friederike Nolle, Tandem-Professorin im Fachbereich Technik im „House of Professors“

Foto von Tobias Serf

Frau Friederike Nolle ist seit Oktober 2023 als Tandem-Professorin an unserer Hochschule tätig, wo sie die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Fachbereich Technik die Fächer Physik und Mikroskopie lehrt und die andere Hälfte für die Firma PROMED Medical Parts & Equipment e.K. arbeitet.

 

1. Wie, über welchen Weg sind Sie zu einer Tandem-Professur an der Hochschule Trier gekommen?

Meine akademische Reise begann an der Universität des Saarlandes mit dem Studium der Biophysik, das ich erfolgreich mit einem Bachelor- und Master abschloss. Anschließend promovierte ich dort unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Karin Jacobs, wo ich mich auf die Untersuchung spezieller Proteine und Makromoleküle an Grenzflächen konzentrierte. Schon während meiner Masterarbeit war ich als studentische Hilfskraft (Hiwi) bei Frau Prof. Dr. Jacobs tätig und begann während meiner Promotion dort auch mit Lehraktivitäten. In dieser Zeit unterrichtete ich Physik für Biologen und Chemiker, wobei ich Übungen leitete und Studierende unterstützte. Diese Erfahrungen weckten mein Interesse an einer Hochschulprofessur.

Mein Vater, selbst Professor für Elektrotechnik, vermittelte mir die Unterschiede zwischen Universitäts- und Hochschulprofessuren, wobei die Forschung an der Universität stärker betont wird, während an Hochschulen die Lehre im Vordergrund steht. Da mir die Lehre stets Freude bereitete, strebte ich eine Position an einer Hochschule an. Ein Exzellenzprogramm für Wissenschaftler*innen an der Universität bot mir die Möglichkeit, mich über den Karriereweg zur Professur zu informieren. Das Mentoringprogramm brachte mich insbesondere mit Frau Prof.  Dr. Barbara Hippauf in Kontakt, die an der htw saar unterrichtet. Ihr Mentoring ermöglichte mir Einblicke in den Lehralltag.

Obwohl ich zunächst in die Industrie gehen wollte, erhielt ich über meine Doktormutter Frau Prof. Jacobs die Ausschreibung für die Tandem-Professur an der Hochschule Trier. Trotz meiner noch nicht abgeschlossenen Doktorarbeit kontaktierte ich Herr Prof. Dr. Dara Feili von der Hochschule Trier.  Er ermutigte mich, mich zu bewerben, auch wenn die Zeit für die Fertigstellung meiner Doktorarbeit knapp war. Schließlich konnte ich meine Promotion wenige Tage nach Semesterbeginn im WS 2023/24 abschließen und dort direkt in die Vorlesungen einsteigen. Es war eine Endspurt-Anstrengung von beiden Seiten, aber letztendlich war so mein Weg zur Tandem-Professur erfolgreich geebnet.

 

2. Was gefällt Ihnen an der Tandem-Professur?

Beide Positionen erfordern eine intensive Einarbeitung, bieten aber auch die Möglichkeit, neue Menschen und Verfahren kennenzulernen. Die Lehre, obwohl derzeit anspruchsvoll, bereitet mir Freude, insbesondere die Zusammenarbeit mit den Studierenden. Derzeit halte ich Vorlesungen über klassische und moderne Physik, sowie die Wahlveranstaltung Mikroskopie für Bachelor- und interdisziplinäre Masterstudierende in englischer Sprache.

Die Identifikation der Stärken und Schwächen der Studierenden ist eine faszinierende Aufgabe, die im Vergleich zu meiner vorherigen Rolle als Übungsbetreuerin neue Herausforderungen mit sich bringt. Die größere Studierendenzahl in Vorlesungen macht die Einschätzung des Kenntnisstands komplexer, doch mein Ziel ist es, die Studierenden zur aktiven Teilnahme zu motivieren. Regelmäßiges Feedback und offene Kommunikation sind hierbei entscheidend.

Meine Forschungsaktivitäten sind leider aufgrund der Lehrtätigkeit bisher etwas eingeschränkt. Wir konnten aber im Fachbereich ein neues Rasterkraftmikroskop (AFM) anschaffen und die Arbeit damit ist faszinierend, da es von einer ganz anderen Firma stammt als dasjenige, mit dem ich während meiner Promotion gearbeitet habe. Zusammen mit einer Studentin erkunden wir aktuell die Funktionalitäten des neuen Geräts.

Die Dynamik im Unternehmen ist für mich neu, insbesondere in dem mittelständischen inhabergeführten Unternehmen PROMED Medical Parts & Equipment e.K., das sich durch große Offenheit auszeichnet. Meine Arbeit beinhaltet die Untersuchung digitaler Spulen bei MRT-Geräten (Magnetresonanztomographie), und, obwohl es manchmal herausfordernd ist, sich in neue Themen einzuarbeiten, macht mir diese Vielseitigkeit Spaß. Das ist ein großer Unterschied zur Promotionsphase, in der ich „die Spezialistin“ auf meinem Themengebiet war. Die Firma ermöglicht mir einen Einblick in verschiedene Aspekte, auch wenn ich momentan nur zwei Tage pro Woche dort arbeite.

Fortlaufende Weiterbildung ist entscheidend, und jeder Lebensabschnitt bringt neue Lernmöglichkeiten mit sich. Die Tandemprofessur ermöglicht mir, gleichzeitig in der Industrie und an der Hochschule tätig zu sein. Dies erfordert zwar mehr Organisation und bedeutet anfangs mehr Stress, da beide Umgebungen neu sind, ermöglicht aber auch, beide Seiten kennenzulernen und eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, welchen Weg ich später einschlagen möchte.

Die Verbindung beider Welten ist dadurch möglich, da ich plane, diese durch Exkursionen und gemeinsame Projekte zu fördern. Obwohl es sich bei MRT und CT nicht um Mikroskopie handelt, sind auch sie bildgebende Verfahren. Deshalb beabsichtige ich, am Ende des Semesters mit den Studierenden auch MRT und CT zu erkunden und einen Ausflug zu PROMED zu organisieren. Mein Ziel ist es, mich zunehmend in die Forschung einzubringen, um sicherzustellen, dass beide Seiten - sowohl das Unternehmen als auch die Hochschule - bestmöglich voneinander profitieren können.

 

3. Wem würden Sie eine Tandem-Professur empfehlen? Haben Sie noch Tipps für Menschen, die sich auf eine ausgeschriebene Tandem-Professur bewerben möchten?

Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere angesichts neuer beruflicher Herausforderungen, bei denen man sich in zwei verschiedene Umgebungen integrieren muss. In meiner eigenen Erfahrung hat Kommunikation oft dazu beigetragen, Wissenslücken zu überbrücken. Niemand verfügt heutzutage über allumfassende Kenntnisse, aber durch den Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Quellen kann man trotzdem ein meist ausreichend vollständiges Verständnis der gegebenen Situation erhalten.

Die Liebe zum Lehren ist eine grundlegende Voraussetzung für eine Professur an der Hochschule. Ohne Freude an der Tätigkeit ist der Erfolg fraglich, da Studierende dies schnell erkennen können. Ein gewisses Maß an Organisation ist unerlässlich, und ich selbst befinde mich noch in der Phase der Anpassung. Die Balance zwischen meinen Verpflichtungen an der Hochschule und in der Firma zu finden, erfordert viel Aufmerksamkeit. Dafür ist aber die Möglichkeit, einen Fuß in jede der beiden Welten zu setzen, sehr belohnend.

Ich möchte mit dem Rat einer Universitätsprofessorin schließen, den Perfektionismus abzulegen, da er auf Dauer schädlich sein kann. Gerade zu Beginn der aktiven Arbeitsphase schätzt man die eigenen Leistungen oft weniger positiv ein, als dies die Studierenden (Evaluation), Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten tun. Am Anfang ist man oft schon froh, wenn man es schafft, die Vorlesung am Abend vorher fertig vorbereitet zu haben. Es ist nicht immer möglich, alles sofort besser zu machen. Man muss zuerst darauf achten, alles rechtzeitig fertig zu stellen. Ein Schritt nach dem anderen und dann, wie in der Biologie, evolutionär nach Verbesserungen streben, sofern dafür noch Zeit bleibt.

Das Interview führte Louise Gubanski

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