Mein Pflichtpraktikum habe ich vom 28.02.22 bis zum 31.08.2022 bei Hunkemöller B.V. als „Lingerie Design Intern“ absolviert. Das niederländische Unternehmen wurde 1886 als Korsett-Fachgeschäft in Amsterdam gegründet. Heutzutage ist das Unternehmen ein Multi-Channel-Retailer der sich auf Damenunterwäsche spezialisiert und in 19 Ländern vertreten. Das Headquarter befindet sich in Hilversum, einer niederländischen Stadt in der Nähe von Amsterdam. Dort habe ich mein sechsmonatiges Praktikum im Design-Team verbracht. Für die Praktikumsstelle habe ich mich entschieden, weil ich mich für Lingerie interessiere und gerne in diesen Bereich hineinschauen wollte. Im Verlauf des Studiums habe ich mich gefragt, ob es etwas wäre, worauf ich mich im Masterstudiengang eventuell spezialisieren möchte. Für das Unternehmen habe ich mich entschieden, da es eines der führenden Unternehmen für Damenwäsche in Europa ist und ich in ein Unternehmen dieser Größe hineinschauen wollte. Zudem bietet das Praktikum bei Hunkemöller verschiedene Workshops bei denen die Praktikant*Innen beigebracht bekommen ihre Präsentationsfähigkeiten verbessern oder in einem Bewerbungsgespräch am besten von sich überzeugen kann – darauf gehe ich später aber noch einmal genauer ein.
Meine Praktikumsstelle war bei dem Lingerie Design-Team, welches, neben Nightwear, Accessories, Swimwear und Sportswear, das größte Team ist. Bei Hunkemöller wird kontinuierlich an den neuen Kollektionen gearbeitet, diese kommen im Laufe des Jahres in Quartalen auf den Markt. Hierbei wird immer schon ein Jahr im Voraus gearbeitet. Das heißt, ich habe im Laufe meines Praktikums an den Kollektionen für 2023 mitgearbeitet. Es wird schon beim Entwurfsprozess einer Kollektion genau festgelegt, welche der Styles in welcher Store Größe und an welche Wand im Geschäft hängen werden. Dafür gibt es bei Adobe Illustrator die Übersichten, die eine Wand im Geschäft simulieren und bei der die technischen Zeichnungen in einer kleineren Version ausgelegt werden. Bei dem Praktikum konnte ich genau jeden Schritt mitverfolgen und sehen, wie aus einer Idee eine fertige Kollektion wird, die verschiedenen Abteilungen durchläuft und im Anschluss zur Produktion im Ausland freigegeben wird.
Wenn es so weit ist, dass eine neue Kollektion entworfen wird, werden zuerst Inspirationen gesammelt. Diese Inspirationen können von den verschiedensten Quellen sein wie z. B. aus Social Media, Modenschauen anderer Modehäuser oder WGSN-Trendprognosen. Jede Woche gibt es ein Team-Meeting, bei dem alle aus dem Design-Team sich auf den neuesten Stand der Dinge bringen, bei diesen Meetings wurde ebenfalls ich eingebunden, in dem ich kurz erzählt habe, woran ich gerade mithelfe und arbeite. Zum Beginn des Designprozesses einer neuen Kollektion gibt es dann zusätzlich ein Trendmeeting, bei dem alle einen kurzen Vortrag halten, in dem die Inspirationen und Einflüsse, die gefunden wurden, vorgestellt werden. Auch hier wurden die Praktikant*Innen eingebunden und haben in einer kurzen Präsentation gefundene Inspirationen und Trends vorgestellt. Gemeinsam werden aus Inspirationsbildern Themengruppen rauskristallisiert und verschiedene Moodboards erstellt. Hierbei entstehen mehrere Moodboards, da in einem Quartal mehrere Linien herauskommen. Wie ich schon weiter oben erwähnt habe, wird von vorneherein geplant, welche Wand im Store welchen „Mood“ bekommt und die zugehörigen Styles zugeordnet. Danach war es meine Aufgabe das Besprochene und die zusammen gestellten Moodboards zu digitalisieren, indem ich die Moodboards in Photoshop erstelle. Ist dies geschehen werden den verschiedenen Moodboards Farbthemen zugeteilt, bei dem Prozess war auch ich daran beteiligt, die passenden Pantone Farben aus den Büchern herauszusuchen und vorzuschlagen. Sind die Farben festgelegt, werden verschiedene Stoffe in den Farben zur Veranschaulichung bestellt. Entworfen wird von den Designer*Innen an sogenannten „Sketch Days“ per Hand, diese Entwürfe werden dann als technische Zeichnungen in Adobe Illustrator umgesetzt.
Eine meiner Hauptaufgaben im Praktikum bestand darin, die technischen Zeichnungen in Adobe Illustrator anzufertigen und abzuändern. Wenn die ersten Musterstücke ankommen, gibt es dann die Anproben. Bei diesen habe ich auch häufig teilgenommen und konnte beobachten, wie so etwas abläuft. Bei den Anproben nehmen immer die jeweilige Designer*In und eine Schnittechniker*In teil, um zu schauen, ob das Kleidungsstück auch so sitzt wie es gewünscht wird. Zusätzlich ist auch immer eine Mitarbeiter*In aus dem Buying-Department anwesend, da diese im Kontakt mit den Zulieferern stehen und das Budget im Blick haben. Anschließend war es oft meine Aufgabe, die besprochenen Änderungen an den technischen Zeichnungen in Adobe Illustrator umzusetzen. Die Änderungen konnten verschiedene Gründe haben, entweder das Kleidungstück saß nicht richtig, in diesem Fall mussten Maßangaben und Verarbeitungen abgeändert werden, oder es wurden aufgrund von Budgetkürzungen Materialien und Verarbeitungsweisen verändert. Jede technische Zeichnung befindet sich in einem sogenannten „Techpack“. Dazu gehört das „Material Sheet“, in dem die einzelnen Materialien und die Pantone Farben der einzelnen Bestandteile aufgelistet sind. Auf die nächsten Seiten kommt die Vorder- und Rückansicht des Kleidungsstücks mit Kommentaren zur Verarbeitung und den Maßangaben. Die Änderung aus den Anproben habe ich dann immer in die „Techpacks“ übertragen. Dieses „Techpack“ wird dann an das Buying-Department weitergeleitet, damit die das an die Hersteller schicken können und ein weiteres Musterteil mit den Verbesserungen erhalten wird, bis das Kleidungsstück wie gewünscht sitzt. Zu Beginn wurden die „Techpacks“ immer von meiner Betreuerin Ellie erneut überprüft, bevor diese dann herausgeschickt wurden, im Laufe des Praktikums war ich in der Lage diese selbstständig herausschicken. Mit dem Verlauf des Praktikums wurde ich auch in den Entwurfsprozess immer mehr eingebunden, indem ich z. B. zu einem Lingerie Set noch ein weiteres, dazu passendes, Teil entwerfen durfte. Das konnte so aussehen, dass zu einem bestehenden Set, welches aus beispielsweise Push-up BH und zwei Unterhosen bestand, noch ein Non-Padded BH hinzugefügt werden soll – diese Aufgaben wurden mir oft übergeben. Im Laufe der Kollektionsgestaltung kommen dann die Pre-Finals und Finals bei denen sich das Buying-Department, das Design-Team und Board-Members zusammensetzen und die Kollektion besprechen. Für solche Meetings habe ich mitgeholfen, den Präsentationsraum vorzubereiten. Hierfür habe ich die Kollektionsübersichten ausgedruckt und gemeinsam mit anderen Praktikanten*Innen dann Schaufensterpuppen mit den Musterstücken bekleidet. Anschließend wurden noch die richtigen Pantonefarben und Stoffe zu den Kleidungstücken herausgesucht, sodass bei der Präsentation das Produkt besser veranschaulicht werden kann. Bei diesem Meeting was es mir möglich dann über Microsoft-Teams online reinzuhören. Nach diesen Meetings wird dann noch einiges an den Kollektionen geändert. All die von mir oben genannten Prozesse laufen oftmals gleichzeitig ab. Denn es wird immer gleichzeitig an den Kollektionen verschiedener Quartale gearbeitet, diese befinden sich lediglich in verschiedenen Ablauf Stadien. Zudem ist die Lingerie bei Hunkemöller in drei Kategorien eingeteilt. Diese wären „Bras“ darunter zählen alle Lingerie Sets, die einen BH mit Bügel enthalten, dann „Underwear“ dazu zählen „weichere“ Styles wie Bralettes und Bodies und zuletzt gibt es die Subbrands, darunter gehören „Private“ und „Noir“ die nicht zur Core-Kollektion zähen. Jede der drei Kategorien hat ihre eigenen Finals und Ablaufprozesse.
Im Laufe des Praktikums gab es von dem Unternehmen selbst noch verschiedene, Workshops, die für alle Praktikanten*Innen, diese sind unabhängig von der Abteilung, bei der das Praktikum absolviert wird. In diesen verschiedenen Workshops geht es um den optimalen Lebenslauf mit Anschreiben, wie Präsentationsfähigkeiten verbessert werden können, sich auf LinkedIn präsentiert oder hilfreiche Tipps um vorbereitet in ein Vorstellungsgespräch zu gehen. Diese insgesamt vier Workshops waren an verschiedenen Tagen im Laufe des Praktikums und waren alle jeweils etwa eine Stunde lang. Gehalten wurden diese von einer Mitarbeiterin aus der Personalabteilung und wurden sehr informativ und hilfreich gestaltet.
Mein persönliches highlight des Praktikums war jedoch das Brandevent im Mai. Dieses bestand aus zwei Tagen. An dem ersten Tag wurde eine Modeschau mit den kommenden Kollektionen veranstaltet und an dem zweiten Tag haben die Designer*Innen eingeladenen Gästen die Kollektionen näher vorgestellt und Vorträge zur Unternehmensstrategie gehalten. Eingeladen wurden hauptsächlich Shop Manager*Innen, denen ein Einblick in die kommenden Kollektionen gewährt wurde. Die Vorbereitungen für dieses zweitägige Event fingen schon viel früher an und auch ich wurde mit einbezogen. Schon Monate vorher wurde in Meetings genau festgelegt, welches Model welches Outfit bekommt und meine Aufgabe war es dann, die richtigen Größen für die jeweiligen Models aus dem Lager für Musterteile zu besorgen. Das hat eine Weile gedauert, da nicht alles in den richtigen Größen im Haus war und nachbestellt werden musste. Als dann alle Outfits beisammen waren, wurden ausgewählte Lingerie-Sets von mir und drei anderen Praktikant*Innen aus der Designabteilung mit Svarowski Steinchen beklebt, damit die Outfits auf dem Laufsteg funkeln. Anschließend wurden alle Outfits, mit der dazugehörigen Set-Karte des Models in Kleidersäcke verpackt. Dies wurde mehrmals von uns kontrolliert, damit nichts am Tag der Modeschau fehlt. Dann habe ich noch fehlende Nähutensilien und Stoffe bestellt, damit diese für die Anproben an den Tagen vor der Modeschau und eventuelle Abänderungen bereitstehen. Zeitgleich wurden für den zweiten Tag des Events die Präsentationen vorbereitet. Die Anproben mit den Models haben zwei Tage vor der eigentlichen Modenschau begonnen. In einem Tanzstudio in Amsterdam kamen dann die von uns verpackten Outfits mit einem Lieferwagen an und wurden von den Models anprobiert. Die Senior-Designer*Innen und Mitarbeitende aus dem Schnittechnik-Team haben sich die Outfits angeschaut und entscheiden, was davon umgenäht werden muss. Ich war zum Umnähen eingeteilt und habe mit noch anderen, die auch zum Nähen eingeteilt wurden, dann teilweise per Hand oder an der Nähmaschine die Outfits umgenäht. Oft mussten diese abgenäht und dem Körper des jeweiligen Models passender gemacht werden, damit auf dem Laufsteg nichts rutscht und alles optimal sitzt. Dazu gab es dann immer eine Maßangabe und das jeweilige Teil war schon so abgesteckt, wie es abgenäht werden soll. Hauptsächlich mussten durchsichtige Dessous von innen mit einem, zum Hautton des Models passendem, Powermesh gefüttert werden, um blickdichter zu werden. Während die Models dann im Tanzstudio die Choreographie geübt haben, wurde von uns weiter umgenäht. Der zweite Vorbereitungstag ging dann eigentlich genauso weiter. Am Ende des zweiten Tages musste von uns alles wieder eingepackt werden, damit es zu der eigentlichen Location für die Modeschau geschickt werden kann. Am Tag der Modeschau war ich als „Dresser“ hinter der Bühne eingeteilt. Jeder Dresser hat ein Model zugeteilt bekommen und war dafür zuständig, den Models bei den schnellen Outfitwechseln hinter der Bühne zu helfen. Das wurde dann bei der Generalprobe auch nochmal einmal geübt. Zwischen der Generalprobe und dem eigentlichen Event habe ich an dem Tag noch mitgeholfen, die letzten Outfits passend umzunähen, bis es dann losging. Am zweiten Tag des Events war ich wieder als Dresser eingeteilt und habe die Models für in ihre Outfits für die Präsentationen eingekleidet. Während des Praktikums habe ich gemerkt, wie ich große Fortschritte mache, sodass ich mit der Zeit immer selbstständiger Aufgaben übernehmen konnte.
Meine Adobe Kenntnisse, die ich mitgebracht habe, waren sehr hilfreich und haben sich noch mal um einiges verbessert. Ich bin jetzt in der Lage, verschiedene Spitzenstoffe einzuscannen und zu einem Pinsel in Illustrator umzuwandeln. Ebenfalls haben sich meine Verarbeitungs- und Textilkenntnisse, die ich von der Hochschule mitgenommen habe, um einiges verbessert. Zudem haben sich meine Englischkenntnisse, besonders was die Fachsprache angeht, sehr gefestigt, da ich die Kommentare für die Verarbeitung für die Hersteller auf Englisch verfasst habe. Gegen Ende des Praktikums, als ich schon mit den Arbeitsprozessen vertrauter war, durfte ich mein eigenes Lingerie-Set für die Subbrand „Private“ entwerfen. Welche dann ebenfalls in die kommende Kollektion eingebaut wird. Meine Betreuerin hat mich bei dem Prozess begleitet. Zuerst habe ich meiner Betreuerin, meine gezeichneten Entwürfe gezeigt und mit ihr besprochen, was im Rahmen des möglichen wäre, damit es auch in die „Brand-DNA“ passt. Anschließen haben wir uns gemeinsam einen Spitzenstoff ausgesucht, welcher gut in die Kollektion passt und im Rahmen des Budgets liegt. Danach habe ich mich immer, wenn ich beim Praktikum etwas Zeit hatte, an die technischen Zeichnungen in Adobe Illustrator gemacht. Designt habe ich einen BH mit zwei dazu passenden Unterhosen und einem dazu passenden Stapsenhaltergürtel. Danach habe ich das aus dem Praktikum erlernte Wissen angewandt und die Kommentare für die Verarbeitung an die technische Zeichnung geschrieben, damit der Hersteller weiß, wie das ganze verarbeitet werden soll. Zuletzt habe ich in das Material Sheet, die Materialien, die verwendet werden sollen, eingefügt. Meine Betreuerin hat sich mit mir das gesamte „Techpack“ von meinem Entwurf angeschaut und ist mit mir Verbesserungen durchgegangen. Diesen Entwurf habe ich ausgedruckt und an meinen Praktikumsbericht angefügt.
Als Fazit zum Praktikum kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich viel gelernt habe und sehr gut betreut wurde, ich hatte immer die Möglichkeit Fragen zu stellen, wenn mir etwas unklar war. Ich habe schrittweise immer mehr Verantwortungen bekommen und gemerkt, wie ich an diesen Verantwortungen gewachsen bin, sodass ich gegen Ende des Praktikums selbstständig arbeiten konnte. Zudem war ich in der Lage, die einzelnen Prozesse einer Kollektionsgestaltung mitzuerleben und zu lernen.
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