Tony Cragg und seine Kunst

Das Bauen einer Skulptur oder einer Plastik ist eine Reise zu sich selbst.

In sich verschlungen – organisch - dynamisch – balancierend – tanzendunermüdlich – rätselhaft – in Gedanken versunken – unruhig - voller Energie – gebunden - befreit.

Diese Worte fallen mir ein, wenn ich die Skulpturen und Plastiken des englischen Künstlers Tony Cragg betrachte.

Tony Cragg arbeitet mit Materialien wie Holz, Glas, Bronze, Keramik, Kunststoff, Metall, aber auch mit Fundstücken wie Baugeröll, Kunststoffteilen, Müll und Haushaltsgegenständen. „Wenn ich das Material verändere, merke ich wie das Material mich verändert.“, beschreibt er seine künstlerische Herangehensweise. Ein Dialog. Während des künstlerischen Prozesses, setzt er sich intensiv mit seinen Materialien auseinander, lernt diese kennen, genauso wie er sich selbst kennen lernt.

Craggs Skulpturen und Plastiken sind rätselhafte Skulpturenwesen voller Eigenleben. Wie menschliche Körper, ineinander verschlungen, tanzend. Sie vermitteln ein Gefühl der Unermüdlichkeit, voll innerer Unruhe und Gedankenverlorenheit. In manchen sind Andeutungen von Gesichtern zu erkennen. Sie gehen von der Natur aus, tragen gleichzeitig industrielle Züge und verbinden auf poetische Weise Abstraktes mit Gegenständlichem, Traditionelles mit Modernem. Die Formen sind organisch und undefinierbar, energetisch und unruhig. Und doch lassen sich Symmetrien entdecken, die die balancierenden und verschlungenen Formen stabilisieren und standhaft machen.

Die dynamischen Bewegungen machen Craggs Plastiken und Skulpturen lebendig, ich kann mich hineinfühlen. Doch ihre Wirkung hängt stark vom Material und von der Farbe ab. Glas oder glatter Kunststoff stoßen mich ab, lassen mich frieren, ängstigen mich, erschrecken mich. Materialien wie Kupfer dagegen wärmen mich. Die Verschlungenheit von Craggs Werken erinnern mich an Paarbeziehungen, aber vor allem an die Beziehung zu meiner Zwillingsschwester. Zwilling zu sein bedeutet Urverbundenheit, von Geburt an. Diese Verbundenheit löst sich im Laufe des Lebens mehr und mehr. In den Werken des Künstlers erkenne ich eben dieses Lösen wieder. Ein Vorgang, der unermüdlich ist, einem Kraft nimmt und Kraft gibt, aber vor allem ist er natürlich und befreiend.

In meinen Illustrationen habe ich versucht, diese Emotionen und Gefühle darzustellen, die Craggs Werke in mir auslösen.

TONY CRAGG Orphea Hohberger

MENTORIN Dozentin Marlies Emmerich

4. SEMESTER BACHELOR

back-to-top nach oben