VOGUING IN MEMPHIS
Die Memphis Group hat sich von nichts und niemandem einschränken lassen. Sie sind komplett aus den damaligen Regeln, des Designprinzis des Funktionalismus, ausgebrochen. Sie haben das, was Design in unserer Welt zu etwas Essentiellem macht wieder hervorgeholt, nämlich den Spaß daran und an Produkten, zu denen man Emotionen aufbauen kann. Karl Lagerfeld hat sich sein Apartment in Monaco bestimmt nicht mit Möbeln von Memphis eingerichtet, weil sie bequem und praktisch sind, sondern wahrscheinlich eher, weil er von den bunten Farben, den Muster und den verrückten Proportionen emotional bewegt wurde und schlicht und einfach Freude daran hatte.
Ich glaube ihre Designs sind deshalb so toll und nachhaltig berauschend geworden, weil sie dabei bestimmt nicht die ganze Zeit gedacht haben, wie kommt es wohl bei der Gesellschaft an? Ihnen ging es nicht darum, viel zu verkaufen und Gewinn zu machen, denn dann hätten sie mit den Regeln spielen müssen. Sie haben es für sich gemacht und einfach, ganz frech und unverblümt, den Spaß an der Gestaltung gelebt.
Genau dieses Gefühl wollte ich aufgreifen. Ich finde es toll mich von dem Gedanken lösen zu können, dass ich etwas machen muss, dass von der Gesellschaft im allgemeinen als „schön“ angesehen wird, ob das, was ich kreiere meinem Umfeld gefällt. Ich wollte etwas machen, was mir Freude bereitet und die Designs von Memphis treffen genau meinen Geschmack: die knalligen Farben, der verrücktenMustermix, die Proportionen, die aus grundlegenden Formen entstehen und den Mix von sehr verschiedenen Materialien und wie alles zusammen überladen, aber trotzdem harmonisch und dynamisch wirkt. Ich wollte genau diese Stimmung und Emotion, die Memphis in mir auslöst auf meinen Prototypen übertragen. Er sollte einfach Spaß machenund am liebsten auch „over the top“ sein. Er soll mit knalligen Farben und Mustern auffallen und gesehen werden, bunt gemixt, voluminös und massig, aber auch auch irgendwie spielerisch leicht und fließend in Bewegung sein. Im Grunde einfach frech. Frech im Sinne von sich nicht einschränkten lassen, ausbrechen und sich nicht um die Meinung anderer zu kümmern. Einfach, auf liebenswerte Weise, sein Ding durchziehen und das Leben auf seine Art genießen.
Dieses Gefühl verbindet für mich auch die Memphis Group mit dem Voguing. Voguing bietet einen Raum für die LGBTQ+ Community, wo diese sie selbst sein können. Es steht für sie eine befreiende Form des Selbstausdrucks. V.a. in seiner Entstehungszeit wurden die Rechte der Menschen, die sich nicht den gesellschaftlichen Normen von Sexualität und Geschlecht zugehörig gefühlt haben und noch dazu nicht weiß waren, bedroht. Durch das Voguing konnten sie die unterdrückenden Ideale von weißer Weiblichkeit, Sexualität, Schönheit und Klasse parodieren. Im Grunde geht es darum, dass sie einen „Save Space“ haben um ihr wahres Selbst ausdrücken und seine ganz eigene Geschichte zu erzählen zu können. Völlig unabhängig von dem was in der Gesellschaft als „normal“ oder als „so hat es zu sein“ angesehen wird. Die Botschaft ist: Sei du selbst und lass dir von niemandem sagen, wie du zu leben oder zu lieben hast! Dieses Gefühl und diese Stimmung habe ich im gegebenen Thema „Voguing in Memphis“ zu meinem persönlichen rebellisch angehauchten Thema „STAY SASSY!“ gewandelt.
STAY SASSY Sina Stöckle
MENTOR Professor Christian Bruns
3. SEMESTER BACHELOR
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