Campus Gestaltung

Mensch-Hund-Beziehungen seit der Frühen Neuzeit – Tagung

#ModeHund. Modeinszenierungen, Geschlechtercodes und räumliche Settings in Mensch-Hund-Beziehungen seit der Frühen Neuzeit.

Mode spielt seit langer Zeit auf vielfältige Weise eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen Mensch und Hund. Aktuell wird der Hund von einer immer einflussreicher werdenden Industrie, die sich auf das vermeintliche Wohl des liebsten Heimtiers konzentriert, als Wirtschaftsfaktor in den Blick gerückt. Stetig werden neue Lifestyle-Produkte auf den Markt gebracht, für die viele Hundehalter*Innen keine Kosten und Mühen scheuen: Insbesondere für Hundekleidung und -schmuck, aber auch für spezielle Spielzeuge und Möbel gibt es einen wachsenden Markt. Gleichzeitig werden die Verflechtungen zwischen dieser sogenannten Pet Economy und der Modeindustrie zunehmend medial aufgegriffen: Kommerzielle Modestrecken oder Home-Stories von Celebrities, Schauspieler:innen sowie Popstars inszenieren Mensch und Hund etwa als modeästhetisch aufeinander abgestimmte Teams.

Dass Hunde integraler Bestandteil des Selffashioning von gesellschaftlichen Trendsetter:innen oder avantgardistischen Kreisen sind und waren, davon zeugen auch Darstellungen vergangener Epochen (z.B. in der Bildenden Kunst, der Fotografie oder dem Film). Darunter befinden sich auffallend viele (Selbst-)Porträts von Künstler:innen. Die Bedeutung der Mode bzw. des Modischen für das mensch-hundliche Verhältnis ist also keineswegs ein neues Phänomen, vielmehr war es über Jahrhunderte hinweg integraler Bestandteil dieser besonderen Form der Beziehung. Das betrifft sowohl die Vorliebe für bestimmte Züchtungen als auch die vestimentäre Ausstattung bzw. Bekleidung der Tiere. Der Hund als Partner*in, als Familienmitglied, als Statussymbol oder als Erkennungszeichen (Signifier) spezifischer Gruppen und Gemeinschaften, wie beispielsweise queerer Communities, scheint wie kein anderes Heimtier prädestiniert dafür, diese mensch-hundlichen Beziehungen visuell zum Ausdruck zu bringen. Stil, Farbe und Material der Mode für den Hund sind dabei ebenso geschlechtlich konnotiert wie die verschiedenen Züchtungen bzw. das körperliche Erscheinungsbild der Tiere im Allgemeinen. Darüber hinaus avancierten im Laufe der Kulturgeschichte verschiedene Züchtungen – man denke etwa an den Mops oder den Foxterrier – zu sogenannten Modehunden. Die angesagten Züchtungen unterlagen dabei ebenso wie die Mode einem permanenten Wechsel.

Bedeutsam ist in diesem Zusammenspiel von Mode und Hund auch die räumliche Situierung der Mensch-Hund-Konstellation. Insbesondere urbane Räume werden zu Laufstegen der menschlichen Selbstdarstellung im Bild des jeweils zeittypischen, ,modischen‘ Hunds oder des modeästhetisch aufeinander abgestimmten Hund-Mensch-Teams. Neben dem öffentlichen Raum erfahren auch die Wohnräume durch die Ausweitung der Hundehaltung auf die eigenen vier Wänden spätestens seit dem 18. und vermehrt seit dem 19. Jahrhundert einen Bedeutungswandel. Die Heimtierhaltung wird ein wichtiger Teil imaginierter und praktizierter Häuslichkeit, die wiederum dazu dient, bürgerlich ‚westlich europäische‘ Identität(en) auszubilden. Auch die Vorstellungen darüber, wie die Beziehungen zwischen Hund und Mensch durch Hundeerziehung und Hundepflege insgesamt gestaltet oder optimiert werden könnten, unterliegen diesem Wandel. Tierethische Fragestellungen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betreffen daher auch den Bereich der Mode und vor allem den der Züchtungen von ‚Modehunden‘. So gilt es zum Beispiel darüber nachzudenken, ob und inwiefern der Hund von seiner zunehmenden ,Vermodung‘ bzw. der sich vermeintlich an seinen Bedürfnissen orientierenden Pet-Industrie profitiert.

Die Tagung möchte den vielfältigen Facetten der Verflechtung von Mode, Hund und Mensch als einem zentralen Thema für die sozialen Beziehungen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart nachgehen. Dabei sollen potentielle Schnittstellen von Modewissen und Human Animal Studies, Gender- und (Wohn-)Raumforschung aufgezeigt werden. Ziel ist es, erstmals über Einzelbetrachtungen auf diesem Gebiet hinauszugehen, um strukturelle Zusammenhänge in diesem Forschungsfeld aufzuzeigen und zu perspektivieren.

Wir freuen uns über Vortragsvorschläge zu nachstehenden Themenfeldern, Aspekten oder Fragestellungen:

Mode als (visuelles) Zeichen in der Beziehung von Hund und Mensch
- Mode und (Be-)Kleidung für Hunde und/oder Hundehalter*Innen
- Vestimentäre Inszenierungen von Mensch und Hund im Partner*Innen-Look/ Mensch und Hund als modeästhetisch aufeinander abgestimmte Teams

Mode und Hund als kulturelles Statussymbol bzw. habituelles Zeichen
-"Hundemoden" im Kontext einer Epoche oder spezifischer ethnischer, gesellschaftlicher, bspw. subkultureller Gruppen (Frage nach der zeithistorischen Bedeutung sogenannter "Rasse"- oder "Modehunde"; Verknüpfung von sozialer Schicht, Ethnie, Milieu und Hundehaltung)
- Bedeutung von Hunden als soziale Akteur:innen in Mensch-Tier-Beziehungen und die vestimentäre Ausgestaltung dieser Beziehung (z.B. Spür-, Schutz-/Wach-, Jagd-, Blindenhunde oder "Schoßhündchen")
transkulturelle Aspekte in der Züchtungshistorie von "Modehunden"
- Verflechtungen von Mode und Raum in der Hund-Mensch-Beziehung
- Fragen nach den Interdependenzen zwischen modischer Bekleidung, Hundehaltung und öffentlichem Raum im Wandel der Zeit (z.B. Konnex bürgerlicher Spaziergang & Hundehaltung)
- Der Hund im Interieur: Einrichtungsmoden und Ausstattungsgegenstände, modische Hunderassen sowie Outfits im Kontext des Wohnens

Verflechtungen von Mode und Geschlecht in der Hund-Mensch-Beziehung
- Fragen nach der Verknüpfung von (Rasse-)Hund- und Modediskursen mit Fragen geschlechtlicher und sexueller Identität (z.B. Roleplaying, Queerness und Hundehaltung, Männlichkeitsdiskurse und vestimentäre Ausstattung)

Mode, Hund und Memorialkultur (bspw. Trauerschmuck, Souvenir- und Memorialpräparate, Bestattungsriten)

Tierwohl und Tierethik
- Fragen nach den Produktionsbedingungen, der Entwurfs- und Fertigungspraxis von Ausstattungsgegenständen, Hundebekleidung und -schmuck
- Qualzüchtung, modische Hunderassen
- "Hunde-Models auf dem Laufsteg" (Hundestyling, Schönheitswettbewerbe, und Fotoshootings für Hunde)
- Einordnung und Relevanz von Hundehaaren und -fellen als Material für Bekleidung und Ausstattung

Die oben genannten Themenfelder sollen als Orientierung für mögliche Einreichungen dienen. Wir möchten darüber hinaus ausdrücklich dazu anregen, auch weitere Bereiche und Aspekte im Zusammenhang mit der Thematik vorzuschlagen.

Vortragsvorschläge (Titel, Abstract max. 350 Wörter, biografische Angaben) senden Sie bitte bis zum 18. Januar 2025 an threuter(at)hochschule-trier.de

Die Tagung ist vom 11. bis 12. April 2025 als Hybridveranstaltung (in Präsenz und online) an der Hochschule Trier geplant.

Kooperationspartner: Mariann Steegmann Institut, Kunst & Gender, netzwerk mode textil e.V.

Konzept und Tagungsleitung: Christiane Keim, Astrid Silvia Schönhagen, Barbara Schrödl, Christina Threuter

Ort: FB Gestaltung/ Modedesign, Irminenfreihof 8, 54290 Trier
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