Trauma und Therapie in der westdeutschen und österreichischen Kunst der 1960er Jahre
Kann Schmerz künstlerisch dargestellt werden? Im Schatten der Gräuel von NS-Diktatur und Zweitem Weltkrieg stellt sich in den 1960er Jahren diese Frage bei westdeutschen und österreichischen Künstlern in besonderer Weise. Mit Georg Baselitz und Joseph Beuys sowie Günter Brus, Rudolf Schwarzkogler und Arnulf Rainer stehen fünf bedeutende Nachkriegskünstler im Zentrum dieses Buches.
Aus kunsthistorischer, medientheoretischer sowie kultur- und nicht zuletzt geschlechtergeschichtlicher Sichtweise wird an prägnanten Beispielen die historische Dimension des Schmerzes aufgedeckt. Denn in gewisser Weise kehren die Schrecken der Vergangenheit in den hier untersuchten künstlerischen Arbeiten wieder, wenngleich oft inhaltlich transformiert und emotional distanziert. Dabei handelt es sich nicht nur um die ästhetische Reflexion traumatischer Wiederholung, sondern darüber hinaus um den Versuch, pathologische Wiederholungsstrukturen zu durchbrechen und mit spezifisch künstlerischen Mitteln therapeutisch zu behandeln. Im Zentrum dieser Trauerarbeit steht auch die kritische Auseinandersetzung mit bestimmten zeittypischen Aspekten von Männlichkeit: Der gestählte Körper, obrigkeitshörige Charakterstrukturen und autoritäre Verhaltensmuster.
Siehe:
München: Wilhelm Fink 2011
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