Betreuung: Prof. Ute Eitzenhöfer, Prof. Theo Smeets
"Der Tod ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Ohne Leben gibt es keinen Tod und ohne Tod gibt es kein Leben. Doch obwohl der Tod ein wichtiger Teil des Lebenszyklus ist, erschreckt er uns und stößt uns ab. Der Tod verursacht uns Schmerz und Angst, weil er den Verlust und das Ende unserer irdischen Existenz darstellt. In den meisten Gesellschaften ist der Tod ein Tabuthema, umgeben von Trauer und Nostalgie. Aber in Mexiko wird der Tod jeden Tag auf eine einzigartige Weise gelebt.
Der mexikanische Schriftsteller Octavio Paz beschreibt in seinem Buch "El laberinto de la Soledad" die Mexikaner und ihr einzigartiges Verhältnis zum Tod. Für ihn beinhaltet diese Beziehung Freundschaft und Spott zugleich. Der Tod ist ein ewiger Begleiter, der nicht gefürchtet wird, ganz im Gegensatz zur westlichen Betrachtungsweise des Todes.
Wenn man vom Ausland aus, über Mexiko hört, denkt man automatisch an den Tod. In den Nachrichten wird ständig über die Tausenden von Todesfällen im Land berichtet, insbesondere über solche, die eine gewaltsame Ursache haben. Im Internet findet man unzählige Fotos, die den Tag der Toten zeigen, bei dem sich die Teilnehmer als Totenköpfe schminken. Geschichtsbücher zeigen uns die brutalen Menschenopfer, die die vorspanischen Kulturen praktizierten. Gleichzeitig wird in der mexikanischen Folklore immer wieder die Symbolik des Todes, wie Schädel und Skelette verwendet. Daraus könnte man schließen, dass die Mexikaner eine Affinität zum Tod haben.
Um diese Theorie zu belegen, werde ich mich auf drei Punkte stützen, die meiner Meinung nach, das Verhältnis der Mexikaner zum Tod erklären: Spiritualität, Euphorie und Zerfall.
Im ersten Punkt werde ich die von den Azteken/Mexicas in Mexiko praktizierten Menschenopfer und ihre Beziehung zum Tod untersuchen. Die aztekische Kultur war zur Zeit der spanischen Kolonisation, die einflussreichste Kultur in Mexiko. Bis zum heutigen Tag werden in einigen mexikanischen Städten noch Traditionen praktiziert, die aus vorspanischer Zeit stammen.
Im zweiten Punkt werde ich den größten Feiertag Mexikos erkunden: den Tag der Toten. Dieser Feiertag, der heute als Weltkulturerbe anerkannt ist, war der Grund für viele Fehlinterpretationen in Bezug auf die Beziehung der Mexikaner zum Tod. Diese Feier ist in Wirklichkeit, eine Feier des Lebens durch den Tod. Filme wie James Bond 007: Spectre und Disneys Coco, in dem der Tag der Toten in Mexiko thematisiert wird, haben diesen traditionsreichen Feiertag so kommerzialisiert, dass er zur größten Touristenattraktion Mexikos geworden ist.
Im dritten Punkt werde ich mich der Gewalt und dem gewaltsamen Tod in Mexiko nähern, wo im Jahr 2020 alle 23 Minuten ein Mord begangen wurde. Nach Ansicht verschiedener sozialer Aktivisten ist Mexiko zu einem Land voller Leichen geworden, in dem das Leben nichts mehr wert ist. An dieser Stelle möchte ich verstehen, wie sich die Wahrnehmung des Todes in einem Land verändert, in dem er zu einer alltäglichen Sache geworden ist, mit der man jeden Tag in seiner brutalsten und schmerzhaftesten Form konfrontiert wird."
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