Anna Storck BFA

Bachelor-Thesis: "VERÄNDERUNG ALS EINZIGE KONSTANTE"

Betreuung: Prof. Theo Smeets, Prof. Ute Eitzenhöfer

„Fakt ist, dass weder die Erde, noch ihre Bewohner oder alles drum herum je aufhören sich zu wandeln, was mich zu dem Schluss bringt, dass das einzig wirklich Konstante die Veränderung ist.“
Mit diesem Satz habe ich den theoretischen Teil meiner Bachelorarbeit beendet. In den letzten Monaten, während ich mich der Praxis gewidmet habe, hatte ich noch sehr viel Zeit, um über diese Theorie nachzudenken und mich zu fragen, was genau das für meine Schmuckstücke bedeutet und wie ich die diese Aussage in ihre Gestaltung mit einfließen lassen kann.
[…]
Ich habe mir die Frage gestellt, was Schmuck für mich persönlich eigentlich bedeutet. Warum trage ich nie Schmuck, wann habe ich damit aufgehört und welche Stücke hole ich dann doch mal aus der Schublade, wenn mir danach ist? Da wäre eine silberne Schlangenkette, an der ein Medaillon und ein Kreuzchen hängen. Die Kette (mit einem Anhänger) hat mir meine Mutter an meinem 18. Geburtstag gekauft, als wir spontan in die Stadt gefahren sind und uns einen schönen Tag gemacht haben. Das Kreuzchen haben wir zur Erstkommunion gekauft und das Medaillon war mein erstes komplizierteres Schmuckstück, auf dessen Fertigstellung ich sehr stolz war und in dem ich ein Bild von meinem Vater aufbewahre.
Dann ist da noch eine meiner Rahmenbroschen, eine schwarze und die erste, die ich damals, als eine technische Übung, fertiggestellt habe. Sie ist eigentlich unausgereift und hat einige Makel, aber sie ist einzigartig und jedes Mal wenn ich sie trage habe ich das Gefühl, dass ich durch das, was ich daran gelernt habe, worüber ich mich geärgert habe und wie stolz ich war, als sie endlich fertig war und funktionierte, eine Verbindung zu ihr aufgebaut habe.
In meiner Schmuckschatulle finden sich viele Stücke und auch wenn ich sie lange nicht mehr trage (vieles ist billiger Modeschmuck) so bringe ich es nicht übers Herz sie wegzutun. Denn jedes Mal wenn ich die einzelnen Ohrstecker oder angelaufenen Ketten ansehe, erinnere ich mich bei jedem einzelnen Teil daran wo ich es gekauft habe, wer es mir geschenkt hat, zu welchem Anlass ich es getragen habe. An sehr glückliche und sehr traurige Tage und sie zeigen mir Erinnerungen, die ich ohne sie längst vergessen hätte. Mit diesen Erinnerungen zeigen sie mir auch wer ich war, als ich sie trug. Die Dinge in diesem Kästchen zeigen mir meine eigene Entwicklung, die Veränderungen, gute wie schlechte in mir und meinem Umfeld und sie ermöglichen es mir, mich selbst reflektiert zu betrachten und die Verbindung zu mir selbst, die Essenz die trotz aller Entwicklungen bleibt, nie ganz zu verlieren.
Das, was ich hier beschreibe, trifft vielleicht auch auf andere Dinge zu die ich besitze, aber nichts ist so stark mit mir, meinem Charakter und meinen Erinnerungen verbunden, wie der Schmuck den ich getragen habe. Es ist, als wäre ein bisschen von meinem Leben, meiner Vergangenheit an ihnen haften geblieben.

Gewiss symbolisiert die auch Machart meiner Arbeit eine Art von Veränderung und die Entstehung von etwas Neuem aus Vergänglichkeit. Die Materialien Silber und Stein, die schmelzen, aushärten, zerbrechen, sich verbinden und wieder verlieren, spiegeln die Prozesse, die überall um uns herum in viel größerem Maßstab und Zeitraum ablaufen. Aber die wirkliche Verbindung ist die in den Menschen. Das, wonach ich in meinen Stücken immer suche, kann ich ihnen nur bedingt geben, indem ich in jedes einzelne meine Zeit, mein Wissen und das Potential für mehr lege. Dann müssen sie hinaus in die Welt gehen und für ihre Träger das sein, was die Teile in meinem Schmuckkasten für mich sind. Ein Speicher für Gefühle, ein Spiegel der eigenen Vergangenheit und eine Erinnerung an die Veränderungen die wir im Laufe unseres Lebens durchmachen.

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