Betreuung: Prof. Ute Eitzenhöfer, Jutta Kallfelz
"Seit Urzeiten gibt es Totenkulte und Bestattungsrituale. Die Toten blieben durch diese Rituale im Gedächtnis der Hinterbliebenen und dadurch wurde der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod begründet. In vielen Kulturen wurden verschiedene Grabbeigaben während der Bestattungsrituale mit dem Körper begraben oder eingeäschert. Mit diesen Grabbeigaben wollte man die Verstorbenen mit allem ausstatten, was sie für ein Leben im Jenseits brauchen könnten. [...]
Mich fasziniert dieser Brauch, denn heutzutage wird dieses Ritual nur mehr selten praktiziert. [...] Im modernen Westen haben die meisten Menschen Angst, wenn sie an den Tod und an die Ungewissheit, die uns erwartet, denken. Wir streben nach einem immer länger andauernden Leben im Diesseits, nicht im Jenseits. Die Medien vermitteln uns den Wunsch, nach ewiger Jugend und Schönheit, außerdem lassen sie uns glauben, mit der Macht der Wissenschaft ein längeres, gesünderes Leben führen zu können. Alte und kranke Menschen werden in Krankenhäuser und Hospitze gebracht, um dort zu sterben, da wir uns nicht gerne mit dem Gedanken an Endlichkeit umgeben wollen. Zusätzlich werden sie oft als Last gesehen, da sie besondere Fürsorge in Anspruch nehmen, für die viele keine Zeit mehr haben.
Mit meinem Schmuck möchte ich zeigen, dass Alterungsprozess, Krankheit, Verletzung und Tod zu unserem Leben gehören und nicht vermieden werden können. Unser Körper wird mit der Zeit alt und schwach, wir haben Narben von alten Verletzungen und bekommen Falten. Für mich sind Falten und Narben nicht das Zeichen von Schwäche oder von etwas Hässlichem. Für mich zeigen Falten Erfahrung und Weisheit. Sie zeigen die Lebensjahre, die diese Person auf Erden verbracht hat. Sie erzählen die individuelle Geschichte eines jeden Menschen. [...]
Die glatten, polierten Steine in meinem Schmuck, stehen einerseits für die jungen, unbelasteten Menschen, die ihre Erfahrungen noch sammeln müssen.
Im Gegensatz dazu die Steine, die Risse oder Schrammen haben oder die ich sogar mit Schnitten versehen habe. Diese stellen unseren Alterungsprozess dar, mit all seinen positiven und negativen Seiten.
Da man das eine nicht vom anderen trennen kann, haben viele meiner Steine sowohl glatte und polierte Flächen als auch Risse und Schrammen.
Die Verbindungen im Schmuck waren ein weiterer wichtiger Punkt in meiner Arbeit. Sie symbolisieren die Verbindung zwischen den Verstorbenen und den Lebenden durch Erinnerungen. Ich hab dazu Metall benutzt, das ich mit verschiedenen Oberflächenstrukturen behandelt habe. Diese sollen die unterschiedlichen Lebenserinnerungen darstellen. Sie stecken in den Steinen, wie die Erinnerungen in unseren Köpfen.
Beim intensiven Beschäftigen mit dem Thema Grabeigabe in der Heutigen Zeit bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass diese im Christentum wenn überhaupt nur bedingt mitgegeben werden. Meist handelt sich es um einen Brief, der alle Erinnerungen und Erlebnisse mit dieser Person behandelt oder z.B.: das Lieblingskuscheltier. Somit alles Dinge die einen speziellen Wert für den Verstorbenen hatten oder den Zurückverbleibenden mit jenem verbindet.
Es sind also Erinnerungen die man noch zuletzt mit der Person teilt. Diese Erinnerungen die zum einen unter der Erde liegen und zum anderen mit uns mitgetragen werden.
Mein Schmuck drückt dieses Mittragen der Erinnerungen aus.
Meine Stücke sind schwer, da sie bewusst getragen werden sollen, genauso wie das Thema Tod in unseren Lebensalltag wieder bewusst integriert werden sollte. Es soll den Menschen daran erinnern, das Leben zu genießen, da dieses schnell enden kann."
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