Im Rahmen eines deutsch-thailändischen Programms zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen („Thai-German Programme for Enterprise Competitive-ness“) wurden im Juni 2010 und im Februar 2011 zwei Intensivschulungen in Bangkok durchgeführt. Ziel des Projekts war es, die industrielle und gewerbliche Anwendung der Solarthermie in Thailand zu verbreitern und die Qualität von Planung, Bau und Betrieb zu verbessern. Dazu wurden in zwei mehrtägigen Kursen mit Vorträgen, Simulationsübungen und Exkursionen jeweils etwa 30 Wissenschaftler, Ingenieure, Planer und Handwerker geschult und mit dem europäischen Stand von Wissenschaft und Technik vertraut gemacht. Ein Zertifikat konnte durch das erfolgreiche Absolvieren einer abschließenden Klausur und durch das Erstellen einer Systemsimulation erlangt werden.
Das Projekt wurde durchgeführt durch Prof. Dr. Christoph Menke und Matthias Gebauer in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Solar der FH Trier und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie dem thailändischen Energieministerium (Department of Alternative Energy Development and Efficiency – DEDE).
Seit mehr als 40 Jahren kooperieren Thailand und Deutschland im Rahmen einer Entwicklungszusammenarbeit. 2004 hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das „Thai-German Programme for Enterprise Competitiveness“ ins Leben gerufen. Einer der Schwerpunkte in diesem Programm ist die Steigerung der Energie- und Öko-Effizienz von Betrieben der Agroindustrie, aber auch anderen Klein- und Mittelunternehmen.
Der landwirtschaftliche Sektor spielt noch immer eine große Rolle in der thailändischen Wirtschaft. So ist Thailand etwa der sechstgrößte Reisproduzent und der größte Reisexporteur der Welt. Daneben wachsen der Industrie- und der Dienstleistungssektor schnell. In allen Wirtschaftssektoren basiert die Energieversorgung bisher fast ausschließlich auf fossilen Quellen, erneuerbare Energien werden erst in geringem Umfang genutzt. Auch das Thema Energieeffizienz findet noch kaum Beachtung in Unternehmen und der Gesellschaft.
Das „Department of Alternative Energy Development and Efficiency“ (DEDE) soll daher die Entwicklung hin zu einer sauberen Energieversorgung unterstützen und koordinieren. Die Hauptaufgaben sind dabei die Förderung von Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energiequellen, die Reglementierung von Einsparungen und die Verbreitung von ökologisch und ökonomisch sinnvollen Technologien.
Dazu zählt auch die Nutzung der Solarthermie zur Warmwasserbereitung und als Prozesswärme für industrielle Prozesse sowie solare Kühlung. Um das Wissen bei der Planung und insbesondere die Qualität der Planung und der Konstruktion zu verbessern wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH – heute Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – in Kooperation mit dem DEDE 2009 der Trainingskurses zum Thema „Große thermische Solarsysteme“ für Ingenieure und Techniker geplant.
Im Juni 2010 haben Prof. Dr. Christoph Menke und Matthias Gebauer die erste von zwei Intensivschulungen in Bangkok durchgeführt. Im Vorfeld war ein umfangreiches Handbuch und weiteres Trainingsmaterial erstellt worden. Die Unterlagen wurden dann von der GIZ Thailand vom Englischen ins Thai übersetzt.
Das Training hatte zum Ziel, die teilnehmenden Ingenieure, Techniker und Akademiker anhand von Best-Practice-Beispielen aus Europa mit dem Stand der Technik bei großen Solarthermieanlagen vertraut zu machen und sie zu befähigen, die Planung, Installation und Wartung solcher Anlagen sicher auszuführen.
Die Schulung fand in sieben aufeinanderfolgenden ganztägigen Veranstaltungen statt. Im ersten Teil wurde theoretisches Wissen vermittelt, angefangen von den Grundlagen des solaren Strahlungsangebots über Systemkomponenten, Planung, Bau und Betrieb bis hin zum Monitoring und der Fehleranalyse bei bestehenden Anlagen. Die so erworbenen Kenntnisse konnten anschließend bei praktischen Übungen und Exkursionen vertieft und trainiert werden:
Am Schluss der Schulung wurde das während der vergangenen Woche erworbene Wissen in einer schriftlichen Klausur abgefragt. Alle Teilnehmer, die bei Klausur und
Simulationsaufgabe eine Mindestpunktzahl erreichten, erhielten ein Zertifikat zur erfolgreichen Teilnahme an der Schulung.
Nach dem großen Erfolg des Trainingskurses haben Prof. Dr. Christoph Menke und Matthias Gebauer im Februar 2011 ein zweites Mal den Trainingskurs durchgeführt. Diesmal wurde der Kurs auf zehn Tage ausgeweitet und es konnte eine zweite ganztägige Exkursion angeboten werden, um den Praxisbezug noch zu verstärken.
Bei der zweiten Schulung wurden die beiden Referenten bereits von Teilnehmern des ersten Kurses unterstützt, die diesmal die Einführung in thermodynamische Grundlagen übernahmen und während der restlichen Tage als Dolmetscher zur Verfügung standen. Durch dieses Train-the-Trainers-Konzept können europäische Erfahrungen auch weiterhin nachhaltig in Thailand weiterverbreitet werden.
Bericht von:
Prof. Dr.-Ing. Christoph Menke
FB BVL, Gebäude, Versorgung und Energietechnik
Sie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier