Medienräume Installation
Interdisziplinäres Team aus Studenten der Fachbereiche Gestaltung (Intermedia Design / Architektur) und Informatik.
Betreuer
Prof. Daniel Gilgen
Projekttyp
Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Trier (EKT)
Veranstaltung zum Reformationsjahr 2017
Sommersemester 2017
AproposLuther wurde von der Hochschule Trier durch Professor Daniel Gilgen (Medienräume) initiiert. Konzept und Realisation erfolgte durch ein interdisziplinäres Team aus Studenten der Fachbereiche Gestaltung (Intermedia Design / Architektur) und Informatik.
Anlässlich des 500. Jubiläums zum Beginn der Reformation, bot die interaktive Installation ihren Besucher/innen an insgesamt fünf Stationen die Möglichkeit, sich spielerisch mit dem Leben und Wirken Martin Luthers zu beschäftigen. Dabei wurden auch die Kerngedanken der Reformationsbewegung näher beleuchtet und in einen aktuellen Zusammenhang gebracht.
Gefördert und unterstützt wurde das Projekt durch den Evangelischen Kirchenkreis Trier (EKT). Außerdem zählt es zu einem der ausgewählten EU-Projekte mit grenzüberschreitendem Mehrwert und wird im Rahmen des INTERREG Programm Großregion maßgeblich finanziert.
Ab dem 21. September 2017 war die Installation an und in der Konstantin Basilika Trier für Besucher/innen zugänglich. Am 24. September 2017 (Sonntag) bildete das Reformationsfest des EKT den Abschluss der Installation.
Konzept
AproposLuther thematisiert sowohl die Person, als auch das Wirken des Reformators. Durch die einzelnen Stationen wird ein Bezug zu seinen gastlichen Tischgesellschaften und den Grundgedanken der Reformation hergestellt.
Die Installation wird auf dem Platz vor und in der Basilika umgesetzt, wobei sich der größere Bereich im Inneren befindet. Die zwei Bereiche werden auf beiden Seiten der Fassade durch eine Projektion virtuell verbunden.
Die Installationsarchitektur symbolisiert als durchgängige Form den folgenreichen Einfluss von Martin Luthers Wirken auf die Geschehnisse der vergangenen Jahrhunderte – vom Mittelalter bis in die Moderne. Aus der Form heraus ergeben sich unterschiedliche Räume und Ebenen in verschiedenen Höhen, die als fünf Stationen die Besucher/innen dazu animieren, sich interaktiv und spielerisch mit den Themen der Reformation auseinanderzusetzen.
Am Einlass der Installation, im Innenbereich der Basilika, erhalten die Besucher/innen eine digital erweiterte Spielkarte – die Luther[Card] –, mit der sie sich an den einzelnen Stationen einloggen und so Teil der Installation werden. Eine bestimmte Farbe auf der Karte weist jeden Besucher einer von vier Spielergruppen zu.
Die Spiele sind so konzipiert, dass pro Runde jeweils eine Person aus verschiedenen Gruppen teilnimmt. Dieses Konzept basiert darauf, dass man mit anderen Besuchern/innen „an einen Tisch kommt“, unabhängig ihres sozialen, ethnischen oder religiösen Hintergrundes. Ein respektvoller und offener Umgang miteinander wird dadurch gefördert, denn die Besucher müssen sich untereinander absprechen und werden innerhalb der Spiele durch ein gemeinschaftliches Erlebnis belohnt.
So schlägt AproposLuther nicht nur die Brücke zu unserer digitalen Neuzeit, sondern steht auch im Sinne der Reformationsbewegung für eine friedliche interkulturelle Zusammenkunft.
Stationen
Für ein multimediales Erlebnis sorgen insgesamt vier Spiele und eine Umfragestation, die im Folgenden näher beschrieben werden.
LUTH[AR]
Martin Luther empfing oft Studenten, Kollegen und Freunde, die er zum Essen einlud, um mit ihnen bei Tisch zu disputieren. Aus dieser Geste entstand bald eine Tradition, die regelmäßig eine Schar von Zuhörern anzog. Die Besucher horchten Luthers „Tischreden“ und notierten sich Anekdoten und Zitate.
Durch eine virtuell geschaffene Realität (engl.: augmented reality) werden zeitliche und räumliche Grenzen überwunden: Martin Luther tritt in der Installation über einen Bildschirm mit den Besucher/innen in einen Dialog. Die Spieler nehmen durch ihre Entscheidungen aktiv Einfluss auf den Verlauf des Gesprächs, jedoch müssen sie sich vorab gemeinsam auf eine Antwort einigen. So entsteht eine offene Diskussion, in der die Mitspieler ihre Meinungen teilen und gegeneinander abwägen.
LU[TABU]
In der Entwicklung der deutschen Sprache spielt Luthers Bibelübersetzung eine wichtige Rolle. Zum ersten Mal wurde sinngemäß, statt wortwörtlich ins Deutsche übersetzt. Luther formte eine Sprache, in die er die vielfältigen Dialekte einfließen ließ und einte. Dabei gelangen ihm bildhafte Wortneuschöpfungen und Redewendungen, die auch heute noch bekannt sind.
Das Ziel in LuTabu besteht darin, die meisten dieser Begriffe als Punkte zu sammeln. Eine Person umschreibt das vorgegebene Wort, während sein Mitspieler es zu erraten versucht. Was sich zuerst nach einem einfachen Prinzip anhört, wird schnell zu einer Herausforderung, denn bei der Erklärung sind einige Wörter tabu. Ein großer Wortschatz hilft nicht, wenn man unter Zeitdruck keinen klaren Gedanken fassen kann – und es bleiben nur wenige Minuten, bis der nächste Spieler an der Reihe ist.
[BLITZ]LUTHER
Es wird erzählt, dass Luther, als junger Mann, bei Erfurt von einem schweren Gewitter überrascht wurde und darauf in Todesangst geriet. Er gelobte Mönch zu werden, sollte er das Unwetter überleben.
In der Station BlitzLuther geht es darum, dass die Spielfigur das Gewitter übersteht. Ein Mitspieler steuert die Lutherfigur nach links und rechts, der Andere koordiniert die Bewegungen nach oben und unten. Vom gegnerischen Team wird ihnen die Aufgabe zusätzlich erschwert. Sie kontrollieren die düsteren Wolken und lösen Blitze aus, damit die Spielfigur an ihrer Flucht gehindert wird. Geschicktes Teamwork ist nötig, um das Ziel zu erreichen und Luther zu retten. Hochschule Trier - Trier University of Applied Sciences | FB Gestaltung | Intermedia Design | Irminenfreihof 8 | 54290 Trier
LUT[HERO]
Martin Luther komponierte und dichtete Lieder, die von jungen Reformatoren zu Protestanlässen gesungen wurden. Das gemeinsame Singen wurde schnell zum Symbol der protestantischen Bewegung und ist bis heute eine feste Tradition in der evangelischen Kirche.
Bei LutHero wird dieser Brauch gepflegt. Zu Beginn entscheidet sich jeder Spieler für eines von drei Instrumenten – Laute, Trommel oder Schalmei. Im Wechsel werden dann verschiedene Lieder vorgespielt. Der Spieler muss im richtigen Moment auf die Tasten an seinem Instrument drücken, um einen Ton zu treffen. Gelingt einem Spieler das mehrmals hintereinander, werden die Punkte von allen multipliziert. Die Team-Punktzahl fließt am Ende in eine Gesamtwertung. Nicht das größte Können steht hier im Vordergrund, sondern ausschließlich der Spaß am gemeinsamen Musizieren.
LUTH[INFO]
An dieser Station können die Besucher/innen nicht nur die gesammelten Daten ihrer Spielverläufe auswerten lassen, sondern auch Statistiken für alle Besucher einsehen. Zusätzlich kann man an einer Umfrage teilnehmen, in der ein paar persönlichere Angaben abgefragt werden. Diese Angaben fließen in die Erstellung einer Statistik, die für alle Besucher einsehbar ist.
Wie viele Besucher/innen gehören einer bestimmten Religion an? Aus welchen Ländern kommen die Menschen, die gemeinsam bei LuthAR an einem Tisch saßen? Welches Lutherzitat mögen die Besucher am meisten?
Transparenz ist in unserer digitalen Zeit ein sehr wichtiges Thema. Mit LuthInfo wird offenbart, was alles an Daten über eine Person während des Besuchs der Installation gesammelt wurde, jedoch bleibt man als Besucher selbst immer anonym. Hochschule Trier - Trier University of Applied Sciences | FB Gestaltung | Intermedia Design | Irminenfreihof 8 | 54290 Trier
Anlass
Das Jahr 2017 steht im Zeichen der Reformation, denn am 31. Oktober jährt sich der Thesenanschlag Martin Luthers zum 500. Mal. Sein Anstoß entfesselte eine Bewegung des Widerstands gegen die Unterdrückung im europäischen Mittelalter. Was darauf folgte, war eine Welle bedeutender, geschichtlicher Ereignisse, die in ganz Europa zu gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen führte.
Etwa 125 Jahre lang währten die Konfessionskriege, in denen Christen sich wegen ihres Glaubens bekämpften. Die Autorität und weltliche Macht der Kirche schwand, die Bischöfe wurden auf ihre religiöse Rolle beschränkt und die Güter unter den Landesherren aufgeteilt. Nach dieser Zeit entwickelte sich die Aufklärung, die die humanistischen Vorstellungen der Reformation wieder aufnahm und eine durch Vernunft und Gemeinwohl geleitete Gesellschaft anstrebte. Impulse dieser Epoche beeinflussten wiederum die Revolutionen in Frankreich und Amerika und sind auch in der heutigen Zeit deutlich zu erkennen.
Die Auswirkungen dieser Ereignisse bilden das Fundament unseres modernen Weltbildes von Staat und Gesellschaft. Ihnen verdanken wir die Säkularisierung (Trennung von Staat und Kirche), die individuellen Menschenrechte, eine vernunftbasierte Gesellschaftsordnung und das Bestreben nach einer kritischen Auseinandersetzung.
Wie würde unsere Welt heute aussehen, wäre Martin Luther nicht gewesen? Vom Papst wurde er als Ketzer bezeichnet und von der Kirche verbannt. Vom Kaiser wurde er geächtet und als „Vogelfreier“ entkam er nur knapp einem Mordanschlag – all diesen Widrigkeiten zum Trotz, hielt Luther standhaft an seinen Auffassungen fest. Dieser starke Charakter war es, der ihn zu einer Schlüsselfigur der Reformation werden ließ. Heute steht er als Symbol für Freiheit, Toleranz und Fortschritt und darum im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit – im Reformationsjahr 2017.
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