Das Artist in Residence-Programm der Hochschule Trier in Idar-Oberstein wird in Kooperation mit der Jakob Bengel-Stiftung, der Galerie Chrom VI und dem Pfälzer Hof für Künstler*innen der freien Künste erweitert. Die Ausstellung REIBUNGSWÄRME von Eva-Maria Kollischan war die erste Ausstellung in der Villa Bengel, bei der ausschließlich bildende Kunst (kein Schmuck) gezeigt wurde. Kyoko Taniyama zeigte während Thinking Jewellery XII ihre Arbeiten in Chrom VI, Bruce Asbestos präsentierte ebenfalls während des Symposiums seine Videokunst im Pfälzer Hof und hielt dazu einen Vortrag in der Hochschule. Die aktuelle AiR im Pfälzer Hof Karen Vermeren ist nun im Rahmen des Kultursommers RLP "Ostwind" die vierte bildende Künstlerin, die eingeladen war, mit den Studierenden über ihre Bilder, Zeichnungen und Collagen mit dem besonderen Fokus auf Raum und Landschaft zu sprechen und Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen zu gewähren.
Karen Vermeren hat ein besonderes Interesse an der geologischen Entwicklung von Landschaften, die die Welt von vor Millionen oder Milliarden von Jahren mit unserer heutigen Zeit verbinden. Vermeren interessiert sich besonders für Gestein, Gletscher, Vulkane und Faltengebirge. Während ihrer zahlreichen Künstleraufenthalte und Reisen fragt sie sich immer wieder: "Was kann die Landschaft mir erzählen?" In vielen ihrer Projekte reagiert sie auf den Ausstellungsraum, indem sie mit Farbe direkt auf den Wänden arbeitet. Die Formen, die dabei entstehen, leiten sich zum Teil von den architektonischen Elementen des Raums ab und verbinden sich mit diesen zu einem neuen Gesamtbild. Oft malt sie auch auf Fensterflächen und schafft so eine Wechselwirkung zwischen dem Raum und der Landschaft: Formen und Farben verändern den Blick durch das Fenster, Wetter und Licht verändern das Aussehen des Bildes. Vermeren erklärt ihr Interesse an Fenstern oder Rahmen mit der Art und Weise, wie wir als Menschen auf Landschaften schauen: Da ein 360-Grad-Blick überwältigend wäre, liegt es nahe, die Landschaft durch ein Fenster oder einen Rahmen zu betrachten, der eine bestimmte Perspektive definiert. Vermeren arbeitet nicht nur mit Farbe, sondern mischt auch Pigmente des Baumaterials eines Raumes in die Farbe, sie verwendet Klebeband und dünne Kunststoffe, oft Materialreste, um Textur und Tiefe in ihren Werken zu erzeugen.
Lag ihr Schwerpunkt früher auf der Entwicklung der Landschaften zu ihrem heutigen Erscheinungsbild, so erforscht Vermeren in ihren neuesten Arbeiten den menschlichen Einfluss auf die Landschaften und die Veränderungen, die dadurch verursacht wurden und werden. In ihren Collagen "Birth Stones", einem Projekt, das 2021 begann, beschäftigt sie sich u.a. mit der Leere, die nach dem Abbau im Inneren eines Gesteins entsteht. Farbige Steinformen verweisen auf das Einfärben von Edelsteinen, denn für unsere Gesellschaft sind sie so, wie sie nach Jahrmillionen aus der Erde kommen, immer noch nicht "gut genug".
"Birth Stones" und andere "work in progress" sind noch bis zum 12. Mai 2022 im Pfälzer Hof in Idar-Oberstein zu sehen.
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