Helena Renner ist Bachelor of Fine Arts Studierende in der Fachrichtung Edelstein und Schmuck. Sie hat Ende 2020 ihr Studium begonnen und ist jetzt im zweitem Semester.
„Ich bin 30 Jahre alt, komme ursprünglich aus Ludwigshafen und habe bevor ich in Idar-Oberstein zu studieren begonnen habe schon Germanistik und Soziologie an der Uni Trier studiert. In beiden Fächern habe ich auch einen Bachelor Abschluss.
Ich habe während meiner vorherigen Studienjahre für mich festgestellt, dass ich etwas anderes machen möchte. Ich begeistere mich dafür, mit meinen eigenen Händen zu arbeiten und das fertige Ergebnis anfassen zu können! Außerdem trage ich wahnsinnig gerne Schmuck und habe früher schon immer selbst Schmuckstücke gebastelt.. damals wusste ich noch nicht, dass man das auch beruflich machen kann.“
Helena ist schon vor drei Jahren durch eine Ausstellung der Fachrichtung Edelstein und Schmuck im Stadtmuseum Simeonstift in Trier auf den Studiengang aufmerksam geworden. Dort hat sie eine Führung mitgemacht und sich später auf unserer Website informiert.
„Ich habe dann gesehen, dass ein einjähriges Praktikum Voraussetzung für die Aufnahme in den Studiengang ist. Also habe ich mich dafür entschieden, bei einer Firma in der Nähe von Idar-Oberstein eine Ausbildung als Goldschmiedin zu machen. Hier habe ich die Grundlagen für mein später angestrebtes Studium gelegt.“
Im April 2019, also zur Halbzeit ihrer Ausbildung, hat Helena dann bei der Schnupperwoche am Campus Idar-Oberstein teilgenommen und im gleichen Zuge die Aufnahmeprüfung für den Bachelor of Fine Arts Studiengang bestanden.
„Es war gut, schon eine gewisse Zeit vor dem eigentlichen Studienstart an der Schnupperwoche teilzunehmen, denn zum Zeitpunkt der Gesellenprüfung wäre es viel zu stressig gewesen! Es war auch keine richtige Prüfungssituation, sondern eher ein „gegenseitiges Beschnuppern“. Die Schnupperwoche war für mich eine sehr positive Erfahrung. Den ersten Tag haben wir komplett in der Edelsteinwerkstatt verbracht und konnten den ganzen Tag schleifen. Die Arbeit mit Edelsteinen war auch der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich mich für Idar-Oberstein als Studienort entschieden habe.
Bei der Schnupperwoche konnte ich wertvolle Eindrücke über das Studium am Campus Idar-Oberstein sammeln. Ich habe erfahren wie es ist, die Freiheit über den eigenen Arbeitsprozess zu haben, wie die Kommunikation mit den Profs funktioniert und auch wie man über die eigene Arbeit reflektiert, um diese weiterzuentwickeln.“
Für Helena ermöglichte die Teilnahme bei der Schnupperwoche den nahtlosen Übergang ins Bachelor-Studium ein Jahr später.
„Dass die Herangehensweise, wie ich persönlich gerne arbeiten möchte, Kerninhalt des Studiums ist, war für mich eine großartige Entdeckung! In der Ausbildung bewegt man sich immer in einem gewissen Rahmen, daher empfinde ich die Methodik des Studiums als sehr befreiend. Verschiedene Ansichten haben hier alle ihre Daseinsberechtigung. Es geht darum, selbst zu beurteilen und den eigenen Ausdruck zu finden. Man benutzt zum Beispiel eine Maschine, die eine bestimmte Verwendungsweise hat. Man kann sie aber auch ganz anders einsetzen und kommt zu einem neuen Ergebnis, das der Verwendungsweise der Maschine eigentlich nicht entspricht. Das ist spannend! Zusätzlich wird man hier nicht nur praktisch und gestalterisch, sondern auch intellektuell sehr gefordert.
Im September 2020 habe ich dann mein Bachelor-Studium begonnen.“
Helena hat sich schon gefragt, wie der Studienstart pandemiebedingt beeinträchtigt sein könnte. Von ihren vorherigen Studiengängen war sie es gewohnt, mit über 300 Studis in einem Hörsaal zu sitzen.
„Glücklicherweise sind die Gruppengrößen bei uns sehr klein! Da das Studium aus 90% praktischem Anteil besteht, ist die Arbeit in den hochschulinternen Werkstätten unerlässlich. Das konnte uns dank der Hygienevorkehrungen und der kleinen Studierendenzahl weiterhin ermöglicht werden. Auch tragen in der Hochschule alle Masken. Die Theorie-Lehre findet online statt. Auch das klappt super, denn die Lehrenden und Studierenden sind sehr bemüht!“
Am Campus Idar-Oberstein studieren ca. 50 Personen aus etwa 20 verschiedenen Nationen. Jedes Jahr finden Studierende aus allen Teilen der Welt nach Idar-Oberstein, um sich hier in die Auseinandersetzung mit Stein und Konzepten des Schmückens zu vertiefen.
„Es besteht ein enger Kontakt zwischen den Studierenden und auch zu den Professoren und Lehrenden. Hier „duzen“ sich alle, das war am Anfang noch ungewohnt!
Man erwartet es nicht, aber man hat hier in der Fachrichtung Edelstein und Schmuck ein total spannendes interkulturelles Umfeld, das bereichert die Gruppe sehr. Außerdem wird in der Studi-Küche oft international gekocht.“
Idar-Oberstein ist keine klassische Studistadt. Man findet hier ein beschauliches Umfeld zum Leben und Arbeiten. Es gibt kein ausschweifendes Nachtleben und für Kulturangebote muss man mitunter in die nächste Stadt fahren.
„Ich bin explizit zum Studieren und für meine vorhergegangene Ausbildung hier hin gekommen. Daher wusste ich bereits, auf welches Lebensumfeld ich mich einstellen kann. Für das, was ich mache, ist es DER Ort: wenn ich einen ganz speziellen Stein brauche, dann kann ich in einer halben Stunde beim Großhändler sein und genau diesen Stein kaufen. Andere schmuckverarbeitende Betriebe, wie eine Gießerei oder Galvanik sind direkt um die Ecke. Außerdem ist die Natur hier atemberaubend schön!“
Momentan arbeitet Helena hauptsächlich mit Achat und Marmor - der eine Stein super hart, der andere vergleichsweise weich! Während ihres ersten Semesters hat sie schon viel Input bekommen, der Stundenplan war mit vielen Veranstaltungen gut gefüllt. Jetzt steht erstmal die vorlesungsfreie Zeit an.
„Ich freue mich darauf, in der vorlesungsfreien Zeit mehr Luft zu haben! Ich werde die Zeit nutzen, um mich in den Werkstätten auszutoben und mich auf mein praktisches Projekt zu fokussieren. Es ist ein großer Vorteil, dass jeder Studierende hier seinen eigenen Schlüssel und somit uneingeschränkten Zugang zu den Räumlichkeiten und Werkstätten bekommt.“
Nach dem Studium möchte Helena weiterhin in der „Schmuckwelt“ tätig sein.
„Es gibt viele Betriebe in der Branche, bei denen man auf unterschiedliche Weise tätig sein kann. Auf lange Sicht möchte ich am liebsten selbständig arbeiten!“
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