Steinsammlungen, kleine Skulpturen, Juwelen aus kostbaren Steinen faszinieren Menschen, lösen Sehnsüchte aus. Gier und kriminelle Handlungen leiten sich daraus ab. Der Abbau der Edelsteine zerstört Landschaften, ist Anlass für blutige Konflikte. Andererseits führen Handel und Verarbeitung von Steinen seit Jahrtausenden Menschen aus den entlegensten Regionen der Welt zusammen und sind Anlass für Austausch und Weiterentwicklung. Die Identität einer sozialen Gemeinschaft kann sich an einzelnen, besonderen Steinen verankern. Sie gelten als heilig oder sind Teil von Objekten, welche in identitätskonstituierenden Riten von Bedeutung sind. Waren Edelsteine früher nur wenigen zugänglich, sind sie heute leicht konsumierbare Massenprodukte geworden. Trotzdem ermöglichen die Eigenschaften der Steine, ihrer Musterung, Farbigkeit, Härte, für viele Menschen über die sinnliche Wahrnehmung einen symbolischen Zugang zu dem Material, zu einer Ideen- und Vorstellungswelt, die oftmals eine tiefe emotionale Bindung hervorruft.
Mit diesen ambivalenten, gegenläufigen Tendenzen, welches das Thema Stein in sich trägt, setzen sich die Studierenden aus Idar-Oberstein auseinander. Im Design Lab #11 wird der Frage nachgegangen, welche Ausdrucksformen die wechselseitige Beziehung Mensch und Stein annehmen kann: Was ist ein Stein, wie beeinflusst er das menschliche Handeln und wie verändert dieses wiederum Landschaften und Kulturen. Wie und warum verändern sich die symbolischen Zuschreibungen? Für Schmuckmachende, aber auch GestalterInnen ist der Bezug von Körper und Stein ein zentraler Untersuchungsgegenstand: Wie fühlt es sich an, was sehe, spüre, höre ich, wenn ich mit Stein arbeite, was macht der langwierige und oftmals nicht vollständig planbare Bearbeitungsprozess nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit dem kreativen Prozess? Wie beeinflusst er meine Gedanken? Wie geht man mit dem Widerstand des Steines um? Was bedeutet es für die TrägerIn, ein schweres Schmuckobjekt umzulegen, - schwer nicht nur seitens des Gewichts, sondern auch des Wertes und der symbolischen Wertigkeit.
LithoMania ist ein Zustand, der überall und nirgends auf dieser Welt existiert, in dem die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, die eines verbindet: die Faszination für Stein. Denn Stein ist für sie nicht totes Material, sondern Lebensinhalt. In Idar-Oberstein kann man sich auf die Spurensuche nach diesem Ort machen. Seit Jahrhunderten ist es ein Zentrum für Verarbeitung und Handel von Edelsteinen sowie Standort der Fachrichtung Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier.
50 experimentierfreudige und wissenshungrige Menschen aus aller Welt untersuchen in dem abgelegenen Tal im Hunsrück das Phänomen Stein. Zwischen Maschinenöl, surrenden Sägeblättern und knirschenden Polierpudern findet man die Studierenden in den Werkstätten. Die Ausstellung gibt Einblicke in ihre Notizen, Skizzen, Überlegungen, Recherchen, in ihre Experimente, ihr Scheitern aus dem sie neue Erkenntnisse ziehen. Sie lädt ein, in den dunklen und schillernden Kosmos Stein einzutauchen, die Ambivalenzen nachzuvollziehen, das Begehren und die Widerständigkeit des Materials zu spüren.
Kurator*innen: Claudia Banz (Kunstgewerbemuseum Berlin) und Theo Smeets (Leiter Campus Idar-Oberstein)
Ausstellende Studierende: Constanza Salinas (CI), Ana Bellagamba (MX), Mana Jahangard (IR), Sophia Kron (DE), Elias Neuspiel (AT), Qi Wang (CN), Sandra Hartman (NL), Helena Renner (DE), Miriam Strake (AT), Nioosha Vaezzadehangoshtarsaz (IR), Luisa Werner (DE), Felicia Mülbaier (DE), Lisha Wang (CN), Ye Wang (CN) und folgende KünstlerInnen: Cornelia Wruck (DE) und Peter Vermandere (BE).
Zur Veranstaltungseite des Kunstgewerbemuseums Berlin
Organisator: Fachrichtung Edelstein und Schmuck Ort: Kunstgewerbemuseum BerlinSie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier