Die Zusage aus Mainz liegt vor: Das Gebäude der ehemaligen Staatsanwaltschaft am Irminenfreihof wird in den kommenden drei Jahren für insgesamt 13 Millionen Euro komplett saniert und umgebaut. Dann werden die Studierenden des Fachbereichs Architektur vom Schneidershof dorthin ziehen und den Campus Gestaltung der Hochschule in der Trierer Innenstadt komplettieren.
Dekan Matthias Sieveke kann aus seinem Büro auf den Platz und das sechsstöckige Gebäude blicken. „So etwas würde heute nicht mehr an dieser Stelle erlaubt“, weiß der renommierte Architekt und Städteplaner, der als eine der treibenden Kräfte für die neue Nutzung gilt. „Als wir angefangen haben, gemeinsam mit unseren Studierenden an dieser Idee zu arbeiten, haben wir nicht geahnt, wie dick das Brett ist, das hier zu bohren ist. Aber nun bin ich froh. Und auch die Summe passt.“
Was mit dem Gebäude passiert, erläutert er an einem maßstabsgetreuen Modell. Insgesamt sieben Ateliers für die kreative Arbeit von jeweils 20 Studierenden, geräumige Konferenz- und Galerieräume und ein repräsentativer zweigeschossiger Präsentationsraum bilden dabei den Kern für Lehre und Forschung. „Die Transparenz ist in dem Gebäude der Trumpf“, sagt Sieveke und meint damit nicht nur die Fensterfronten, die beim Umbau erhalten bleiben. Offen und Kommunikativ soll auch die große Mensa mit Cafeteria im Erdgeschoss werden. „Das ist unser zentrales Element für den Campus Gestaltung mit dann 1000 Studierenden am Irminenfreihof und am Paulusplatz.“
Das Viertel um die beiden Plätze werde sich beleben, ist Dekan Sieveke überzeugt. Auch Hochschulpräsidentin Dorit Schumann glaubt an diesen Effekt und bezeichnet das neue Gebäudeensemble deshalb als Innenstadtcampus. „Wir suchen als anwendungsbezogene Hochschule diese Nähe zur Gesellschaft und Öffentlichkeit.“ So werde die Zusammenarbeit und der Wissenstransfer mit Organisationen noch sichtbarer und lasse sich ausbauen.
Auch für den Hauptcampus habe der in drei Jahren geplante Umzug des Bereichs Architektur in das dann fertige Gebäude Auswirkungen. „Der nun genehmigte Ausbau ist deshalb auch eine Investition in die Zukunft der gesamten Hochschule. Denn wir bekommen dadurch auf dem Schneidershof für die anderen Bereiche mehr Luft zum Atmen. Die können ihre Aktivitäten in Studium und Lehre sowie Forschung ebenfalls ausbauen.“
Für den Umbau des kubistischen Baukörpers am Irminenfreihof ist der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) zuständig, der in den vergangenen Monaten bereits den asbesthaltigen Verputz entfernt hat. Saniert wird das Gebäude nach den aktuellen Vorgaben für Brandschutz und Wärmedämmung. Das Konzept für die Fassadengestaltung haben Studierende im Rahmen eines Workshops nach den Vorgaben des LBB entwickelt. Dekan Matthias Sieveke ist darauf stolz („Da steckt viel Idealismus unserer Studierenden drin“) und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb und der Stadt Trier.
Die Computervisualisierung zeigt das Gebäude mit grau schimmernder Metallfassade und einem abgesetzten offenen Treppenturm für die Fluchtwege. Als „stringent und selbstbewusst“ beschreibt der 58-Jährige das zukünftige Erscheinungsbild. „Wir lassen davor keine Autos mehr parken, sondern schaffen Freiraum für Cafeteria, Aufenthalt und Fahrräder.“ Möglichkeiten für die ungezwungene Kommunikation hält er für unverzichtbar. „Die Gespräche auf der Terrasse sind ebenso notwendig wie der Austausch in de Seminaren.“ Die neue Mensa für die 1000 Studierenden soll deshalb zum zentralen Treffpunkt werden und die Identifikation mit dem Campus Gestaltung fördern. „Früher waren unsere sechs Fachrichtungen eigene Fachbereiche“, beschreibt Matthias Sieveke die Situation. „Jetzt gehören sie zu einer Fachschaft. Damit fremdeln noch einige.“
Start für den Umbau soll noch in diesem Jahr sein.
Fortschritt für die Innenstadt – Kommentar von Rainer Neubert:
"Trier ist eine Hochschulstadt. Dennoch fehlt etwas, um diese Aussage mit Leben zu erfüllen: Viele Studierende in der Innenstadt. Der Campus Gestaltung könnte das zumindest etwas verändern. Wenn erst einmal der Bereich Architektur an den Irminenfreihof gezogen ist, werden dort insgesamt 1000 junge
Menschen das Viertel beleben. Das reicht zwar noch nicht, um die City zum Pulsieren zu bringen. Ein Fortschritt ist es dennoch. Wenn dann auch noch die nur einen Steinwurf entfernte Orangerie zum Exhaus-Standort ausgebaut ist, wird nicht nur für schöne Sommerabende ein neuer Treffpunkt der kreativen Szene entstanden sein. Das alte Gebäude der Staatsanwaltschaft stand lange genug leer. Der Umbau sollte besser heute als morgen beginnen. Je früher er abgeschlossen ist, desto besser für die Stadt Trier und ihre Studierenden."
Text: Rainer Neubert, Volksfreund Trier
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