Betreuung: Prof. Ute Eitzenhöfer, Prof. Theo Smeets
"Das Ziel der theoretischen Arbeit war es, den Einsatz von Schatten als gestalterisches Element in der Kunst zu erforschen und den Einfluss von Schatten auf die Raumgestaltung in Abhängigkeit von Licht zu ergründen. Zu Beginn wurde die Definition von Schatten untersucht, um Schlagschatten und Eigenschatten differenzieren zu können. Dabei zeigte sich, dass Schatten nicht nur die Abwesenheit von Licht sind, sondern auch Informationen über Tageszeit, Lichtquelle sowie Beschaffenheit, Standort und Form der Ursprungsobjekte liefern.
Die Forschung zur Materialität von Schatten ergab, dass Schatten immateriell sind und nicht als eigenständige Objekte betrachtet werden können. Materielle Objekte und Flächen sind notwendig, um Schatten zu projizieren. Anhand von Schatteninstallationen von Künstlern wie Tim Noble & Sue Webster, Kumi Yamashita und Tadeusz Wierzbicki wird gezeigt, wie sehr Schatten die menschliche Wahrnehmung täuschen können. Die Beschaffenheit und Farbe einer Oberfläche beeinflussen das Schattenbild, was im Kapitel zur Materialität detailliert dargestellt wird.
Ein Exkurs in die Kunstgeschichte der Malerei zeigte die kontroverse Nutzung von Schatten in verschiedenen Epochen und deren Rolle in der Bildgestaltung. Das Kapitel zur Perspektive bildet den Übergang von Schattenabbildern zu Schattenräumen und ist in „perspektivische Darstellungen“ und „perspektivische Raumwahrnehmungen“ gegliedert. Erstere beziehen sich auf die Schaffung von Räumlichkeit auf zweidimensionalen Flächen, letztere auf die Bedeutung des Sehorgans für die räumliche Wahrnehmung.
Im Abschnitt über Schattenräume wird erläutert, wie Architekten das Wechselspiel von Licht und Schatten nutzen. Anhand von Beispielen wie Zumthor und Barragán wird gezeigt, wie Schatten Stimmungsräume schaffen und Innenräumen Tiefe und Struktur verleihen. Abschließend wird anhand von zeitgenössischem Schmuck diskutiert, wie mit der Identität des eigenen Schlagschattens umgegangen werden kann, und Vergleiche zwischen Schatten und Abdrücken auf der Haut sowie zwischen Architektur und Schmuck gezogen. Daraus folgt, dass Schmuck als verbindendes Element zwischen Schatten, Raum und Körper interpretiert werden kann.
Ein wesentliches Problem während der Recherche war die geringe Verfügbarkeit von Quellen zum Thema Schatten im Vergleich zu Licht. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Notwendigkeit, den Schatten als gestalterisches Element stärker zu berücksichtigen. Mit dem gesammelten Wissen soll der Schatten mehr in den Fokus kreativer Gestalter sowie der eigenen Wahrnehmung gerückt werden. Die Arbeit sucht Antworten darauf, wie Schatten auf dem Körper dargestellt werden können, sowohl in der Arbeit anderer Künstler als auch in der eigenen Praxis. Durch die neuen Erkenntnisse über das Schattenverhalten auf Oberflächen können Materialien bewusster eingesetzt und die resultierenden Schatteneffekte sowie entstehenden Schattenräume besser nachvollzogen und gedeutet werden."
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